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Corona-Fahrplan: Wann soll Österreich wie öffnen?

Wann werden Lokale in Wien wieder länger als bis 22 Uhr offen haben dürfen? Das wird sich bald entscheiden.
Wann werden Lokale in Wien wieder länger als bis 22 Uhr offen haben dürfen? Das wird sich bald entscheiden.(c) imago/allOver (KTH)
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Der Gesundheitsminister sieht schon am 10. Juni Möglichkeiten für weitere Öffnungen - das kann sich nun auch der Bundeskanzler vorstellen. Die Landeschefs wollen konkrete Maßnahmen hören, Forschern ist das Datum egal.

„Im Moment macht das keinen Unterschied", antwortete Simulationsexperte Niki Popper von der Technischen Universität Wien am Dienstag auf die Frage, ob es bei weiteren Lockerungen auf eine Woche auf oder ab ankomme. Die Regierung dürfte nun ohnehin auf ein gemeinsames Datum einschwenken. Am 10. Juni stehen weitere Öffnungsschritte an: Womit Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Montagabend überraschenderweise vorpreschte, nennt am Dienstag auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) als Datum für weitere Lockerungen. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger hatte sich schon in der Nacht auf Dienstag nach Mücksteins Interview in der „ZiB2“ erfreut gezeigt: „Die Öffnungsschritte finden wie vom Bundeskanzler angekündigt statt, je früher desto besser. Der 10. Juni ist ein erfreuliches Einlenken auf den Öffnungskurs“, hieß es in einer Aussendung. Eine Woche auf oder ab - auch der Epidemiologe Gerald Gartlehner ortet jedenfalls keinen Unterschied, der Komplexitätsforscher Peter Klimek vom Complexity Science Hub Vienna zumindest einen geringen Unterschied.

Man habe schon vorher gewusst, dass die Situation mit den Impfeffekten ab Mitte Mai sehr stabil sein werde. Und das werde auch so bleiben, meinte Popper. Ähnlich Gartlehner: „Bis 10. Juni wissen wir, wie sich die bisherigen Öffnungsschritte ausgewirkt haben." Dann könne man bei einer schlechten Entwicklung, was nicht zu erwarten sei, reagieren. „Ob es nun einen Anstieg, generell oder in bestimmten Gruppen, geben wird, muss man sich anschauen", gab sich auch Klimek abwartend. Das Wetter und die Zahl der Impfungen würde innerhalb einer Woche nur einen geringen Unterschied machen. Man müsse aber schauen, generell nicht in eine Entwicklung zu kommen, die die Situation gefährdet, warnte er.

Nicht zu lange warten, sondern möglichst rasch die nächsten Schritte setzen, möchten indes viele Landeshauptleute. So drängten Günther Platter (Tirol) und Johanna Mikl-Leitner (Niederösterreich, beide ÖVP) vor allem beim Vereinswesen und im Kulturbereich auf Erleichterungen. Und zwar „so früh wie möglich“, wie die Landeshauptfrau betonte, die Türkis-Grün sodann auch ausrichtete, dass Streitereien auf Bundesebene „mehr als entbehrlich“ seien.

Weder auf die Seite von Mückstein noch auf jene von Kurz schlagen wollte sich Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) - er nahm stattdessen beide genannten Daten in seine Wunschliste auf: Ein erster Öffnungsschritt soll seiner Ansicht nach am 10. oder 17. Juni erfolgen, der zweite Anfang Juli. Gleich gar nicht konkret einlassen wollte sich Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP): Wichtig sei, dass ein gemeinsamer Weg gefunden werde, teilte er mit.

Doskozil für teilweise Lockerungen, Ludwig abwartend

Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) sprach sich vor der dieswöchigen Entscheidung über Lockerungen (die Bundesregierung kommt am Freitag mit den Landeschefs und Experten zusammen) für „weitere Öffnungsschritte mit Hausverstand" aus. Diese sollen den Tourismus, die Thermen und die Sperrstunde um 22 Uhr betreffen.

Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) wollte sich am Dienstag hingegen noch nicht festlegen. Es könne sein, dass es bundeseinheitliche Regelungen geben werde, es könne aber auch sein, dass die Wiener eigene Wege einschlagen werden, stellte er in Aussicht. Außer Frage stehe für ihn jedenfalls, dass man das Infektionsgeschehen genau beobachten müsse und dass „neue Vorschläge im Stundentakt“ die Menschen mehr verunsichern denn beruhigen würden.

Ebenfalls auf Vorsicht setzt sein Parteikollege, Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser: „Nichts ist schlimmer, als noch einmal einen Rückschlag zu erleiden“, meinte er im ORF-Radio. Ziel sei kein weiterer Lockdown, und diesem Ziel sei man sehr nahe, so Kaiser unter Verweis auf Infektions- und Spitalszahlen.

Neos für sofortiges Fallenlassen von Masken

Gar nicht schnell genug gehen kann es den Neos: Gesundheitssprecher Gerald Loacker nannte das regierungsinterne Hickhack vom Wochenende über den Zeitplan weiterer Öffnungsschritte „lächerlich" und forderte stattdessen sofortige Lockerungen ein. So solle etwa die Maskenpflicht in den Schulen ebenso fallen wie in Fußballstadien.

(APA/hell)

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