Pfingstfestspiele

Vom ersten Mord zu Toscas Tod

Im Großen Festspielhaus umjubelt: Anna Netrebko als Tosca, Jonas Kaufmann als Cavaradossi.
Im Großen Festspielhaus umjubelt: Anna Netrebko als Tosca, Jonas Kaufmann als Cavaradossi.(c) ©MarcoBorrelli
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Puccinis „Tosca“ unter Zubin Mehta mit Anna Netrebko und Jonas Kaufmann sowie A. Scarlattis „Cain“ mit dem jungen Sopranisten Bruno de Sá: konzertante Freuden zum Finale der Pfingstfestspiele Salzburg.

Das nenn ich Fallhöhe! Erst trällerte der Hirtenknabe sein Liebesliedchen in die letzten, mit impressionistischen Akkordparallelen duftig hingemalten Sternenblitzer der römischen Nacht hinaus. Nicht wie üblich aus der Ferne, sondern auf der Bühne: Cecilia Bartoli schlenderte dabei lächelnd am Orchester entlang, barfuß, die Hände keck in den Taschen einer Bocksledernen. Gewiss, da hat sich die Intendantin der Salzburger Pfingstfestspiele einen beinahe Hitchcock-mäßigen Miniauftritt erlaubt in dieser konzertanten Aufführung der „Tosca“, indem sie zu jener Episodenrolle zurückkehrte, die sie einst schon als Neunjährige im Opernhaus ihrer Heimatstadt Rom gesungen hat. Aber der Gag war nicht aufgesetzt und störend, sondern gelang subtil genug, um den Kontrast am Beginn des dritten Akts zu verstärken. Denn von diesem kollektiven Publikumsschmunzler im Großen Festspielhaus ging es partiturgetreu hinein in das dramatisch anwachsende Morgengeläut der Ewigen Stadt, das Puccini mit Akribie nachzeichnet, hinein in Cavaradossis bewegenden Abschied vom Dasein – und Jonas Kaufmann war in der Form seines Lebens.

Nach all dem Heil- oder auch Unheil-Fasten, das Opernfans in Zeiten der Pandemie auferlegt worden war, pilgerten die Ausgehungerten, die sich's leisten können, nun nach Salzburg – und bekamen nicht erst bei dieser opulent besetzten „Tosca“ zum Finale der Pfingstfestspiele gleich Kaviar kredenzt, aber hier erst recht.

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