Ingenieurswesen

Eine neue Masche gegen den Klimawandel: Straßen stricken

EMPA
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Ein Faden, den ein Roboterarm in Mustern auflegt, bindet Schotter so gut wie Bitumen. Haben Asphalt und Beton bald ausgedient?

Am Anfang stand die Kunst. Vor drei Jahren konnten die Besucher eines Museums im Schweizerischen Winterthur eine seltsame Installation bestaunen, den „Rock Print Pavillon“: elf Säulen, je drei Meter hoch, angeordnet wie in Stonehenge. Ein mobiler Roboter türmte sie auf, nur aus Kies, den er mit einem gewöhnlichen Bindfaden verwob und so zusammenhielt. Am Ende legte man eine tonnenschwere Deckplatte drauf. Wie belastbar solche Gebilde sind, zeigten spätere Tests im Labor: Stelen mit 80 Zentimetern Höhe und 33 Zentimetern Durchmesser können 20 Tonnen tragen, ganz ohne Einsatz von Beton. Diese Idee haben nun Forscher der Empa (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) auf den Tiefbau umgelegt – und sie könnte die Art revolutionieren, wie wir Straßen befestigen.

Bei der von Martin Arraigada und Saeed Abbasion entwickelten Methode legt ein Roboterarm einen Faden in einem kreisförmigen, an indische Mandalas erinnernden Muster über ein Schotterbett. Fügt man mehrere solcher Schichten übereinander und presst sie zusammen, umschlingt der Faden den Schotter. Er verzahnt und verspannt die Teilchen so fest, dass die Steinchen sich nicht mehr verschieben lassen. Damit erfüllt die „Strickerei“ genau jene Funktion eines Bindemittels, für das man beim bisher üblichen Asphalt das klebrige Kohlenwasserstoffgemisch Bitumen einsetzt.

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