Seilbahn-Katastrophe

Drei Festnahmen nach Seilbahn-Absturz in Italien

APA/AFP/MIGUEL MEDINA
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Der folgenschwere Absturz einer Seilbahn in Norditalien ist offenbar auf die Manipulation der Notbremsen zurückzuführen. Die Verantwortlichen haben inzwischen gestanden.

Nach dem Seilbahnunglück am Lago Maggiore am Sonntag mit 14 Todesopfern sind in der Nacht auf Mittwoch drei Personen festgenommen worden. Dabei handelt es sich um den Eigentümer der Betreibergesellschaft der Seilbahn "Ferrovie del Mottarone", den Direktor sowie den Cheftechniker, berichteten italienische Medien. Sie haben mittlerweile Geständnisse abgelegt.

"Sie haben gestanden, dass sie die Notbremse manipuliert haben", berichtete ein Ermittler im Interview mit RAI 3. "Es gab Störungen in der Seilbahn. Die Wartung wurde eingeschaltet, sie hat das Problem nicht oder nur teilweise gelöst. Um weitere Betriebsunterbrechungen zu vermeiden, entschied man sich, die 'Gabel' an Ort und Stelle zu belassen, wodurch die Notbremse nicht funktionieren kann", berichtete der Ermittler. Nicht ausgeschlossen wird, dass Ermittlungen gegen weitere Personen aufgenommen werden könnten.

Notbremse wurde außer Kraft gesetzt

Konkret wird den drei Festgenommenen zur Last gelegt, die Notbremse der Seilbahn außer Betrieb gesetzt zu haben, nachdem es am Samstag - einen Tag vor dem Unglück - zu einer Dienstunterbrechung gekommen war. Laut den Ermittlern wurde der Spreizer der Notbremse, die die Kabinen im Falle eines Bruchs eines Seils blockieren sollte, nicht entfernt, um "eine Störung und Blockierung" der Seilbahnanlage zu vermeiden. Damit funktionierte die Notbremse nicht.

Das System wies Abweichungen auf, die einen radikaleren Eingriff mit einer Dienstunterbrechung erfordert hätten. "Bei der abgestürzten Kabine wurde das Notbremssystem manipuliert, um Ineffizienzen und Blockaden der Seilbahn zu vermeiden", die seit der Wiederaufnahme des Betriebs "Anomalien" aufwies, so die Staatsanwältin. Die Notbremse sei in dem Glauben außer Betrieb gesetzt worden, dass ein Kabelbruch niemals hätte eintreten können.

Die Staatsanwaltschaft der Stadt Verbania am Lago Maggiore hatte am gestrigen Dienstag das Video einer Überwachungskamera beschlagnahmt, das den Unfall zeigt. Darauf sei zu sehen, wie ein Seil riss und die Kabine kurz vor der Bergstation am Monte Mottarone westlich des Lago Maggiore talwärts abstürzte

In der Seilbahn-Kabine befanden sich 15 Personen. Nur ein Insasse, ein fünfjähriger Bub, überlebte schwer verletzt. Er kämpft in einem Krankenhaus in Turin um sein Leben. Mittlerweile ist er auch dem künstlichen Koma erwacht, wie die behandelnden Ärzte mitteilten. Die Särge seiner Angehörigen verließen am Mittwoch den Mailänder Flughafen Malpensa in Richtung Israel, wo die Trauerzeremonie stattfinden wird.

(APA)

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