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Olympiapartner plädiert für Absage der Tokio-Spiele

Reuters
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Die japanische Tageszeitung „Asahi Shimbun“, offizieller Partner der Sommerspiele in Japan, ruft in einem Leitartikel zur Absage der Tokio-Spiele auf. Der Grund: Sorge um das gesundheitliche Risiko. Fast jede Umfrage in Japan weist eine Mehrheit aus, die gegen Olympia ist.

Die japanische Zeitung "Asahi Shimbun", die als offizieller Partner der Olympischen Sommerspiele in Japan auftritt, ruft zur Absage der Spiele auf. In der Ausgabe von Mittwoch begründet man die Aufforderung mit dem gesundheitlichen Risiko und einer möglichen Belastung für das Gesundheitssystem durch die Corona-Pandemie.

"Wir bitten Premierminister Yoshihide Suga, die Situation ruhig und objektiv einzuschätzen und über die Absage der Veranstaltung in diesem Sommer zu entscheiden", heißt es in dem Leitartikel. Das Risiko sei nicht zu akzeptieren, die Führung des Internationale Olympische Komitees (IOC) verhalte sich "selbstgerecht" und missachte den Willen der Bevölkerung. In Tokio und anderen Teilen des Landes ist wegen steigender Corona-Fallzahlen der Notstand ausgerufen. Seit Montag gilt zudem in den USA mit Verweis auf die verschärfte Pandemie-Lage eine Reisewarnung der höchsten Stufe für Japan.

Ein Forschungsinstitut erklärte indes, eine Absage würde rund 16,6 Milliarden Dollar (13,6 Milliarden Euro) kosten. Das Land könne demnach aber noch größeren wirtschaftlichen Schaden erleiden, falls die Durchführung der Spiele zu stark ansteigenden Infektionszahlen und einem neuerlichen Notstand führt.

„Olympia zu diesem Zeitpunkt absurd"

In Japan wachsen Widerstände gegen die Spiele, aber auch aus anderen Ländern gibt es Proteste gegen dieses Vorhaben. Ein Professor für öffentliche Gesundheit und Berater der neuseeländischen Regierung sagte, es gebe keine Rechtfertigung dafür, die Spiele in Tokio während einer Pandemie abzuhalten, und es wäre "absurd" und würde Leben kosten. Michael Baker, Professor an der Otago-Universität, der auf Epidemiologie spezialisiert ist und in einer COVID-19 Technical Advisory Group für das Gesundheitsministerium gearbeitet hat, sagte Reuters, dass die Spiele abgesagt werden sollten.

"Ich finde es absurd, die Olympischen Spiele derzeit zu haben. Ich meine, wenn Sie an die beiden Hauptmerkmale der Spiele denken, sind sie mit einer großen Anzahl internationaler Reisen und Massenversammlungen verbunden, und es sind zwei Dinge, die mit der Pandemie völlig unvereinbar sind. Es wird im Leben kosten, die Spiele zu haben. Es ist eine optionale Aktivität. Ich liebe die Olympia und ich fühle wirklich für die Athleten, die so hart trainiert haben. Aber es gibt keinen Grund, überhaupt keine Rechtfertigung, die Spiele in diesem Augenblick zu veranstalten."

Japan unter Druck, Regierung wackelt

Die japanische Regierung und das Internationale Olympische Komitee (IOC) haben sich wegen zunehmender Coronavirus-Fälle in Japan und der Forderungen weiterhin klar gegen eine Verschiebung oder Absage gestellt. Das seien keine Optionen, die medizinischen Vorkehrungen (100.000 Menschen sollen in einer „Blase“ getrennt vom japanischen Volk diese Show veranstalten) seien gut genug.

Das IOC sagt, dass Maßnahmen wie Massentests und der eingeschränkte Kontakt zwischen Athleten und anderen an den Spielen beteiligten Personen sicherstellen werden, dass sie reibungslos funktionieren. Japan befindet sich derzeit im Notstand, der sogar für die Präfektur Tokio bis Mite Juni verlängert werden könnte, und hat nur fünf Prozent seiner Bevölkerung geimpft.

Baker: "Sie werden definitiv keine COVID-19-freie Veranstaltung haben. Das ist unmöglich, wenn 100.000 Menschen aus der ganzen Welt einfliegen."

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