"Fast Waffenqualität": IAEA wegen Urananreicherung des Iran sehr besorgt

REUTERS
  • Drucken

Ein Anreicherungsgrad von 60 Prozent sei eine „sehr ernste Sache", sagte der IAEA-Chef Grossi in einem Interview. Derzeit wird in Wien über die Rückkehr der USA ins Iran-Atomabkommen verhandelt.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) schlägt wegen des iranischen Atomaktivitäten Alarm: Das Programm zur Urananreicherung sei Anlass zu großer Sorge, machte IAEA-Chef Rafael Grossi in einem Interview deutlich. "Ein Land, das mit 60 Prozent anreichert, ist eine sehr ernste Sache - nur Länder, die Bomben bauen, erreichen dieses Niveau", sagte Grossi, der "Financial Times". Das sei sehr besorgniserregend. "Sechzig Prozent ist fast Waffenqualität."

Kommerzielle Anreicherung liege bei zwei bis drei Prozent. Der Iran habe zwar das souveräne Recht, sein Atomprogramm zu entwickeln. Die Islamische Republik reichere aber Uran zu einem Reinheitsgrad an, der ein wachsames Auge erfordere.

Derzeit laufen in Wien die Verhandlungen über eine Rückkehr zum internationalen Atomabkommen, mit dem der Iran an der Fähigkeit zum Atombombenbau gehindert werden soll. Das 2015 geschlossene Abkommen steht auf der Kippe, seit es die USA 2018 unter dem vorherigen Präsidenten Donald Trump einseitig aufkündigten und wieder Sanktionen verhängten - und der Iran im Gegenzug seine Verpflichtungen schrittweise zurückschraubte. Trumps Nachfolger Joe Biden hat Interesse an einem Wiedereinstieg signalisiert, erwartet dafür jedoch, dass der Iran seine Verpflichtungen wieder einhält.

Grossi sagte, die meisten Maßnahmen, die der Iran nach dem US-Ausstieg aus dem Abkommen ergriffen habe, könnten relativ leicht rückgängig gemacht werden. Aber das Ausmaß der Forschung und Entwicklung, die stattgefunden habe, sei ein Problem. "Man kann den Geist nicht zurück in die Flasche stecken - wenn man einmal weiß, wie man etwas macht, weiß man es." Nur durch Überprüfungen können man dies kontrollieren. "Das iranische Programm ist gewachsen und ausgeklügelter geworden, so dass eine strikte Rückkehr zu 2015 nicht mehr möglich ist."

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die IAEA beobachtet die Entwicklung mit großer Sorge.
Atomenergiebehörde

Iran soll 2,4 Kilogramm fast waffentaugliches Uran produziert haben

Das Material wurde seit April mit einem Reinheitsgrad von bis zu 60 Prozent hergestellt, berichtet die Internationale Atomenergiebehörde.
Der iranische Chef-Verhandler Abbas Araqchi auf einem Archivbild bei Gesprächen in Wien im September 2020.
Atomabkommen

Iran will mit Uran-Anreicherung auf 60 Prozent beginnen

Der Iran informiert die Internationale Atomenergiebehörde, dass schon am Mittwoch mit der höheren Anreicherung begonnen werden soll. Die Atomgespräche in Wien wurden auf Donnerstag verschoben.
Während sich der sich russische Delegationsleiter "vorsichtig optimistisch" zeigte, waren europäische Diplomaten zurückhaltender.
Iran

Wiener Atomgespräche um eine Woche vertagt

Nun sollen Experten den Entwurf für eine Übereinkunft ausarbeiten, die Teheran und Washington eine Rückkehr zu den Bestimmungen des Vertrags ebnen würde, so die russische Delegation. EU-Diplomaten dämpfen den Optimismus.
Die Atomanlage Natanz liegt rund 250 Kilometer von Teherean entfernt (Archivbild)
Natanz

Iran installiert weitere Uran-Zentrifugen

Der Internationalen Atomenergiebehörde zufolge ist ein weiterer Ausbau der unterirdischen Atomanlage Natanz geplant.
AUSTRIA-EU-CHINA-IRAN-NUCLEAR-DIPLOMACY
Iran

Woran die Wiener Atomverhandlungen mit dem Iran scheitern können

Nächste Woche soll es bei den Atomverhandlungen in Wien ans Eingemachte gehen. Es gab zuletzt Fortschritte, doch die schwierigsten Fragen sind offen. „Das wird kein Selbstläufer", warnt ein Insider.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.