Ein Theaterstück nach dem Filmklassiker von Charles Chaplin kann nur scheitern. Regisseurin Clara Weyde hat das vorsichtshalber offenbar bereits eingeplant.
Es gibt Filmszenen, die im kollektiven Gedächtnis haften bleiben. Dazu gehören auch einige aus der Satire „The Great Dictator", die Charles Chaplin 1940 über Adolf Hitler gemacht hat. Chaplin spielt in seinem ersten Tonfilm eine Doppelrolle: Anton Hynkel, den Herrscher Tomaniens, sowie einen jüdischen Friseur als Doppelgänger. Besser gesagt sehen beide wie Chaplin aus, der eine Ikone seit Stummfilmzeiten war – schmaler Oberlippenbart, blasses Antlitz, schwarz geränderte Augen.
Die von ihm gebotene gespaltene Persönlichkeit in diesem Film wirkt total überdreht: Hier der irre Obernazi, da der tollpatschig-weltfremde kleine Mann. Wer wird jemals vergessen, wie der Friseur einen Kunden so schwungvoll rasiert, als dirigiere er Brahms in Ekstase. Und die Hitler-Reden-Parodie! In verhunztem Deutsch macht Chaplin ihn zum Gespött. Jede Geste, jede Miene sitzt. Unvergessen auch die Szene, in der Hynkel zum Lohengrin-Vorspiel mit dem Erdball spielt – einem Ballon, der am Ende unter dem Zugriff des lächerlich kleinen großen Führers zerplatzt.
Wie geht Regisseurin Clara Weyde damit um? Ihre für das Schauspielhaus Graz (mit Franziska Betz) erstellte Bühnenfassung hatte am Freitag Premiere. Sie baut das Scheitern vorsichtshalber in eine Rahmenhandlung ein: Zwei längst erfolglose Chaplin-Imitatoren treffen sich am Grab des Meisters: 1889 - 1977 steht auf dem Stein. Die Komiker in ihrem punkig adaptierten Tramp-Outfit reden über ihre Enttäuschungen, auch über Chaplins Neigung zu minderjährigen Mädchen. Er wird in einem Atemzug genannt mit dem US-Filmregisseur Woody Allen.