Simone Springer
Mollardhof

Frauen im Werkstättenhof: Hier wird gearbeitet

Der Werkstättenhof in Mariahilf ist eine Institution, aus der sich auch die Entwicklung des Handwerksbegriffs ablesen lässt: Zu Besuch bei Frauen, die hier ihrem Beruf nachgehen.

In Bad Ischl und wohl in der Sommerfrische unterzeichnete Kaiser Franz Joseph 1908 jenes Dokument, mit dem ein seinen Namen tragender „Jubiläumsfonds für Werkstättengebäude und Volkswohnungen“ eingerichtet wurde. Damit war die Grundlage für den Jubiläumswerkstätten-Hof geschaffen, der noch im selben Jahr am Areal des abgerissenen Schlachthofs Gumpendorf erbaut wurde. Zwischen Wienzeile und Mollardgasse, im letzten Wurmfortsatz von Mariahilf, entstand ein markanter Bau, der bis heute Gewerbetreibenden Platz bietet. Den Stadtnutzerinnen und -nutzern, die via Wienzeile oder Gürtel und meist wohl im Auto vorbeikommen, ist die wuchtige Fassade bestimmt schon häufig aufgefallen – seinen zweiten Namen trägt der Mollardhof allerdings nach seiner von diesen Verkehrsachsen aus nicht sichtbaren Nordseite.

Die Institution entsprach 1908 dem Zeitgeist, immerhin war die Wiener Werkstätte fünf Jahre zuvor gegründet worden, verfolgte aber auch bewahrende Ziele: In einer sich industrialisierenden Gesellschaft war ein geschützter Ort für das Nebeneinander von Handwerksbetrieben wohl auch als Nährboden gedacht, auf dem Bewährtes gedeihen sollte. Zusatznutzen dieses frühen Vorläufers von heutigen Co-Working-Spaces: Die räumliche Nähe befördert Austausch und Ideentransfer, bringt damals wie heute benachbarte Betriebe eventuell auf die Idee, wie gemeinsame Projekte entstehen könnten.

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