Philosophie

Eure Vernunft kann uns gestohlen bleiben

Die Rassismusvorwürfe gegen Kant, Hegel und Hume sind berechtigt, aber politisch motiviert: Sie sollen die Aufklärung als Projekt westlichen Dominanzstrebens denunzieren. So überzogen das wirkt, so nachdenklich macht es.

Wie fühlte sich ein befreiter Afrikaner im England des 18. Jahrhunderts? Als „Untermieter, und fast nicht einmal das“, von vielen begafft und beleidigt. Dabei war Ignatius Sancho der erste Schwarze im Empire, der das Wahlrecht erhielt. Auf einem Sklavenschiff geboren, komponierte er später Lieder nach Texten von Shakespeare, schrieb Bücher und Theaterstücke. Er korrespondierte mit dem Gelehrten Samuel Johnson und dem Schriftsteller Laurence Sterne, den er für die Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei gewann – fürwahr ein „man of letters“.

Warum hat der große Aufklärungsphilosoph David Hume nicht an ihn gedacht, bevor er sein Publikum polemisch aufforderte, „ein einziges Beispiel anzuführen, da ein Neger Talente in Kunst oder Wissenschaft erwiesen habe“? Warum zitierte Immanuel Kant seinen schottischen Kollegen zustimmend? Wie kam dieser Vordenker der Moderne darauf, „die Menschheit in ihrer größten Vollkommenheit in der weißen Rasse“ zu sehen, die „Neger weit tiefer“ und am tiefsten die Indianer? War Hegel von jedem guten Weltgeist verlassen, als er über „den Neger“ schrieb: „Es ist nichts an das Menschliche Anklingende in diesem Charakter zu finden“?

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