Zum Tod von Carla Fracci

Carla Fracci
Carla FracciTeatro alla Scala
  • Drucken

Die Mailänder Ballett-Legende starb 84-jährig. Noch im Jänner hatte sie der jungen Tänzergeneration der Scala Lektionen gegeben.

„Mit Maria Taglioni war sie die bedeutendste Persönlichkeit in der Ballettgeschichte Mailands“: Carla Fracci in den Augen von Scala-Intendant Dominique Meyer. Die Primaballerina des großen italienischen Opernhauses starb im 85. Lebensjahr. Mit ihr verließ uns eine der beeindruckendsten Bühnenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, Partnerin von Nurejew, Baryshnikov, Bortoluzzi und Erik Bruhns „Giselle“ in der legendären Verfilmung des Ballett-Klassikers.

Die Fracci hatte eine märchenhafte Karriere gemacht. Als Tochter eines Mailänder Straßenbahnfahrers fand sie schon mit 10 Jahren Aufnahme in die Ballettakademie der Scala und fiel nicht nur durch Anmut und Charme, sondern auch durch ihre zähe Willensstärke auf. Schon Ende der Fünfzigerjahre war sie Primaballerina. 

Ihre Domäne waren die zarten, fragilen Mädchen, allen voran die Julia in John Crankos „Romeo und Julia“. Doch spürte man bei allen Prinzessinen und Feenwesen, denen die Fracci Gestalt verlieh, dass im biegsamsten Körper ein unbeugsamer Charakter stecken kann. Das verlieh ihren Porträts Größe.  

Ihre Kraftreserven schienen unerschöpflich. Noch in der Ära Riccardo Mutis konnten auch Opernbesucher, die sich nie in einen Ballettabend verirren würden, von den sagenhaften Soli der Fracci berichten, wenn sie in den großen Balletteinlagen etwa in Verdis „Sizilianischer Vesper“ bewies, dass die Tanzkunst so aufregende Musiktheatermomente bescheren konnte wie eine von Luciano Pavarotti gesungene Arie.

Die neue Scala-Führung mit dem ebenfalls aus Wien übersiedelten Ballett-Chef Manuel Legris hatte Carla Fracci als Tutorin ins Haus zurückgeholt. Noch im Jänner dieses Jahres absolvierte die Grand Dame mit der Enkelgeneration der Mailänder Compagnie aufschlussreiche Lektionen für die Neueinstudierung der „Giselle“. Die denkwürdigen Stunden wurden aufgezeichnet. Am 27. Mai ist Carla Fracci in ihrer Heimatstadt gestorben.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.