Elektro-Kleinwagen

Elektro-Mini gegen Opel e-Corsa: Halbe Portionen mit voller Ladung

Mit der markanten Lufthutze des Cooper S, beim Stromer nur als Deko: Mini Cooper SE.
Mit der markanten Lufthutze des Cooper S, beim Stromer nur als Deko: Mini Cooper SE. Clemens Fabry
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Klein, fein und elektrisch: Mini Cooper SE und Opel e-Corsa bieten sich für vergnügliche Alltagswege und unterhaltsames Pendeln an, der Teurere mehr an der Sportlichkeit orientiert, der andere vernünftiger.

Wien. Das Abenteuer Elektroauto – in Stadt und Umland ist es keines mehr. Wer ein-, zweimal in der Woche an eine Steckdose kommt, wird die mittlerweile gebotene Reichweite nicht so schnell ausschöpfen. Ohne viel Autobahn kommt man den versprochenen Werten ja durchaus nahe.
Und wenn es, wie im Fall des Mini Cooper SE, nur um die 200 Kilometer sind, dann sollte das fürs übliche Pendler-Pensum auch noch ausreichen.

Diese Berechnungen werden Interessierte aber wohl sorgfältig angestellt haben. Sie finden unter den kleinen BEVs bereits eine ganz ansprechende Auswahl vor. Wenn's nicht ganz so schmal gepickt sein soll wie bei Renault Zoé/Twingo oder Seat Mii (in Restbeständen verfügbar), aber im Bereich der vier Meter Länge oder darunter, dann wird man fast zwangsläufig erwähnten Mini und das Aufgebot der Stellantis-Gruppe inspizieren – Peugeot e-208 und Opel e-Corsa sind technisch eng verwandt. Letzteren haben wir dem Mini gegenübergestellt.

Digitaltacho des Mini - mit einem Hinweis auf die beschränkte Reichweite.
Digitaltacho des Mini - mit einem Hinweis auf die beschränkte Reichweite. Fabry

Bevor wir zu den Unterschieden kommen, hier noch die Gemeinsamkeiten: Beide rollen von Bändern, auf denen auch Verbrennermodelle entstehen, gehen auf den ersten Blick also als Normalos durch. Beide haben Frontantrieb. Und beide lassen sich, trotz der quasi eingebauten Kompromisse, unterhaltsam und freudvoll bewegen.


Zahnfüllung auf der Probe
Auch der Mini greift auf im Konzern Vorhandenes zurück, auf Motor und Batterie des BMW i3s. Dies ist die stärkere Variante des bayrischen Solitärs, stolze 135 kW (184 PS) stark. Der Energiespeicher ist mit 28,9 kWh Nettokapazität dagegen klein. Auch vollgeladen gestand uns die Prognose des Bordcomputers nie über 200 km zu.
Wir mühten uns alle

rdings auch nicht sonderlich um Effizienz und mieden den Sparmodus „Green“. Wozu Cooper S fahren, wenn man nur mit dem Birkenstock das Fahrpedal streichelt? Dafür ist dann auch die Bürde einer vielleicht etwas übertriebenen Sportlichkeit zu tragen: Das Fahrwerk des Mini ist beinhart abgestimmt und lässt einen auf jeder nicht 1a asphaltierten Straße überprüfen, wie gut die Zahnfüllungen plombiert sind. Das liegt natürlich am Gewicht, das eine straffe Federung im Sinne eines dynamischen Handlings kompensieren muss: Für ein E-Auto ist der Cooper SE leicht, für einen Mini schwer.

Auch gut gelungen: Opel e-Corsa mit solidem Design und kaum als E-Auto erkennbar.
Auch gut gelungen: Opel e-Corsa mit solidem Design und kaum als E-Auto erkennbar. Fabry


Der knapp 20 Zentimeter längere e-Corsa bringt 90 Kilogramm mehr auf die Waage, und das liegt am größeren Akku (der allein 345 kg wiegt). Reichweiten von um die 250 km oder mehr sind so mühelos zu erreichen.
Auch der e-Corsa lässt sich mit seinen 100 kW Leistung – es ist übrigens immer von Spitzenleistung die Rede, also von etwas, was sich jeweils nur kurzzeitig abrufen lässt –, spritzig und spurtstark fahren. Anders als der Mini, der sich kaum Nickbewegungen der Karosserie erlaubt, ist er soft und verträglich abgestimmt. Zu einem E-Auto passt das nach unserem Dafürhalten besser.

Im Mini hält man das Lenkrad, das auf den geringsten Impuls zackig reagiert, besser mit beiden Händen. Im Corsa hat man mehr zu kurbeln, dies dafür meist mit locker aufgelegter Hand.
Und einem Handgriff beim Losfahren: Die erhöhte Rekuperation muss manuell aktiviert werden, während der Mini auf Ein-Pedal–Betrieb ausgelegt ist. Das Bremspedal braucht man im Verkehrsgewusel fast nie. Wie auch den Sport-Modus, denn spitz ausgelegt ist der Antrieb des Copper SE von Haus aus. Dafür trägt man auch die Lufthutze des Cooper S spazieren, hier freilich ohne Funktion.

Corsa-Cockpit: Sauber, übersichtlich - und mit normalem Lenkrad, anders als im Peugeot e-208.
Corsa-Cockpit: Sauber, übersichtlich - und mit normalem Lenkrad, anders als im Peugeot e-208. Fabry


Um die Power und speziell das Boost-Drehmoment von 260 Nm aus dem Stand auf den Boden zu kriegen, braucht es schon gute Traktionsverhältnisse, sonst meldet der Frontantrieb ans Regelsystem, das Leistung abzieht und so quietschende Räder unterbindet. Aber so quälend langsam, wie sich bei uns die Kolonnen in Bewegung setzen, ist das ohnehin eine Übung für freies Geläuf. Warum ist der Mini eigentlich deutlich teurer als der e-Corso, obwohl mit kleinerem Akku? Marken-Ethos, quasi. Mini gilt als Premium und kostet deshalb mehr. Dafür ist er designt bis ins kleinste Deko-Paneel und wirkt durchwegs hochwertig verarbeitet. Und er lässt sich mit zahllosen Extras zum Schmuckkästchen hochjazzen – wie unser Testexemplar, dessen Preis es auf über 45.000 Euro schaffte.


Karg eingerichtet oder billig verarbeitet wirkt auch der Corsa nicht. Im Unterschied zum Peugeot-Pendant trägt er ein normal großes Lenkrad in üblicher Höhe. An Konnektivität mangelt es beiden nicht. Beim Laden ist der Mini schneller – weil der kleine Akku rascher voll ist.

Mini Cooper SE

Maße 3850/1727/1432 mm. Radstand 2495 mm. Kofferraum 211–731 Liter. Gewicht 1440 kg.
Antrieb Hybridsynchronmaschine, max. 135 kW (184 PS), max. xxx Nm. Li-Io-Akku, Kapazität 28,9 kWh netto. Reichweite max. 234 km lt. WLTP.
0–100 km/h in 7,3 sec. Vmax 150 km/h. Frontantrieb.
Testverbrauch 16,1 kWh/100 km.
Preis ab 33.600 Euro.

Opel e-Corsa

Maße 4060/1765/1435 mm. Radstand 2538 mm. Kofferraum 267–1042 Liter. Gewicht 1530 kg.
Antrieb Hybridsynchronmaschine, max. 100 kW (136 PS), max. 260 Nm. Li-Io-Akku, Kapazität 45 kWh netto. Reichweite max. 330 km laut WLTP.
0–100 km/h in 8,1 sec. Vmax 150 km/h. Frontantrieb.
Testverbrauch 16,7 kWh/100 km.
Preis ab 27.399 Euro.

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