Friends: The Reunion
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Sitcoms: Die guten alten "Friends" - und vier Geheimtipps

Die „Friends“ trafen sich zum TV-Wiedersehen. Seit ihrer Glanzzeit hat sich das Sitcom-Genre weiterentwickelt und ausdifferenziert. Wir empfehlen vier Nachfolger - auch ohne Lachkonserve.

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Alt ist gut: Eine Milliarde Dollar pro Jahr verdient Warner Bros. immer noch an den zehn Staffeln von „Friends“ – siebzehn Jahre, nachdem für die Sitcom die letzte Klappe fiel. Also die fast letzte: In einer „Reunion“-Spezialfolge, die eigentlich eine hundertminütige Doku-Talkshow ist, trafen die sechs Hauptdarsteller von Ross, Rachel, Phoebe, Joey, Chandler und Monica gerade wieder aufeinander. Und erzählten (wohlweislich) nicht die Geschichte fort, sondern badeten – mit Gästen wie Lady Gaga oder Malala – in Erinnerungen, von Phoebes Gitarrengeschrammel über eine stinkende Katze („Smelly Cat“) bis zu Ross' legendärem Wohnzimmer-Quiz.

Das nostalgische Wiedersehen ("The Reunion“ ist auf Sky zu sehen) fungiert hauptsächlich als - durchaus effektive - Werbung für die alten Folgen (10 Staffeln auf Netflix), deren Genuss ohnehin lohnender ist: „Friends“, noch ganz Sitcom-klassisch zwischen Spanplattenkulissen vor einem Live-Publikum gedreht, hat sich ins popkulturelle Gedächtnis eingeschrieben und seine aufheiternde Wirkung nicht verloren. Wie es schon im Eröffnungslied heißt: „I'll be there for you . . .“

Das Serienphänomen, in dem Freunde den Stellenwert einer Familie einnehmen, hat zahlreiche Nachfolger geprägt, allen voran wohl „How I Met Your Mother“, das ein Jahr nach dem „Friends“-Finale auf Sendung ging. Das Sitcom-Genre hat sich seitdem weiterentwickelt und ausdifferenziert. Wir stellen den Altvorderen vier Nachgeborene zum Streamen bei.

Mythic Quest

Zoff im Gaming-Büro, seit 2020
Zu sehen auf Apple TV+

Es gibt Sitcoms über nette Leute, die einander nerven können. Und Sitcoms über Nervensägen, die manchmal nett zueinander sind. „Mythic Quest“ fällt in letztere Kategorie. Das buntgescheckte Entwicklerteam eines Online-Rollenspiels kriegt sich ständig wegen aufgebauschter Kleinigkeiten und massiver Eitelkeiten in die Haare. Der egozentrische Chef, die perfektionistische Programmiererin, der neurotische Produzent: Eigentlich kämpft hier jeder gegen jeden. Ganz so fies und grenzüberschreitend wie „It's Always Sunny in Philadelphia“, die kultige Vorgängershow der „Quest“-Urheber, ist diese Bürokomödie aber nicht. Dafür ebenso clever und vergnüglich. Die zweite Staffel startete am 7. Mai. (and)

Black-ish

„Schwarzer“ Humor, seit 2014
Zu sehen auf Amazon

Die Johnsons sind die typische US-Sitcom-Familie: Man sieht ihnen beim Kochen, Essen, Schlafen, Arbeiten, Streiten, Sich-Versöhnen und ihren Kindern beim Großwerden zu. Nur die Lacher aus der Konserve fehlen. Familienoberhaupt Andre Johnson will sich als Afroamerikaner trotzig in der weißen Mittelschicht behaupten, mit mehr als 50 Paar blitzsauberen Sneakern im Schrank. Er hat sich angepasst – und pocht gleichzeitig stolz auf sein Erbe: „Dicke Hintern, R&B und Tanzen – das waren alles einmal Spezialdisziplinen der Schwarzen.“ Sein übersteigertes Selbstbewusstsein und seine Vorurteile gegenüber allen, die nicht schwarz (genug) sind, liefern die Pointen. Showrunner Kenya Barris nimmt die afroamerikanische Community liebevoll aufs Korn – quasi mit „schwarzem“ Humor. Dieser Tage wurde mit Staffel acht das Finale von „Black-ish“ angekündigt. (i. w.) Amazon

Superstore

US-Supermarkt-Parodie, seit 2015
Zu sehen auf Sky

Wie „Black-ish“ ist auch „Superstore“ zutiefst amerikanisch – und gerade deshalb lustig. Die Serie begleitet den angeberischen und tollpatschigen Neuling Jonah und seine Kollegen durch den Arbeitsalltag im Supermarkt Cloud 9 (was unserer „Wolke sieben“ entspricht), einem riesigen Geschäft, in dem es alles gibt – vom Laufband bis zur Fünf-Liter-Packung Eiscreme. Die Serie lebt von griffigen Charakteren, witzigen Dialogen und aberwitzigen Aktionen – wie einem Überfall, der sich als Flashmob-Heiratsantrag entpuppt. Amerikanisch eben. (i. w.)

Schitt's Creek

Sozialer Abstieg ins Glück, seit 2015
Zu sehen auf Amazon und Sky

In den Anfangstagen der Sitcom-Gattung wollte diese dem Publikum vor allem ein alternatives Zuhause bieten, einen Spiegel, in dem man sein (Familien-)Leben wiedererkennen – und allen Widrigkeiten zum Trotz neue Hoffnung schöpfen konnte. Irgendwann (war es nach „Eine schrecklich nette Familie“?) entwickelte sich eine Sitcom-Unterart mit Hang zum Grotesken, zur Karikatur, zur unablässigen Ironisierung. Und setzte sich immer stärker durch. Die kanadische Show „Schitt's Creek“ ist ein Versuch, die Uhr zurückzudrehen. Auch sie handelt von einer verkorksten Sippschaft. Die schlagartig ihr beträchtliches Vermögen verliert. Und in ein Hinterwäldlerkaff ziehen muss. Wo sie sich Stück für Stück wieder lieben lernt. Wobei die famose Figurenzeichnung und behutsame Dramaturgie über mehrere Staffeln hinweg dafür sorgen, dass das Sentiment nie Überhand gewinnt. Das Konzept dieses bemerkenswerten Balanceakts zwischen schrillem Witz und gefühligem Charme stammt vom Vater-Sohn-Gespann Eugene und Dan Levy, die zwei der Hauptfiguren spielen. Vorbildlich auch, wie zwanglos hier Menschen jeglicher sexuellen Couleur im Ensemble aufgehen. (and)

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