Das Gebäude der alten Pariser Handelsbörse stammt aus dem 18. Jahrhundert.
Paris

Ein neuer Kunsttempel an der Seine

Mit außergewöhnlichen Exponaten füllt die Sammlung Pinault nun die von Tadao Andō umgebaute Pariser Handelsbörse.

Unter einem Glashimmel und lagerten früher Getreidesäcke. Nun ist es eine moderne Sammlung.
Unter einem Glashimmel und lagerten früher Getreidesäcke. Nun ist es eine moderne Sammlung. (c) APA/AFP/MARTIN BUREAU (MARTIN BUREAU)

Nach Venedig nun Paris: Die Sammlung Pinault hat vor Kurzem in der Bourse de Commerce im Zentrum der französischen Hauptstadt ihre Pforten geöffnet. Der Titel der ersten Ausstellung lautet „Ouverture“. Der neue Hausherr der Handelsbörse, der französische Geschäftsmann, Mäzen und Milliardär François Pinault, kann aufatmen – endlich kann der gebürtige Bretone damit seine erstaunliche Kunstsammlung mit mehr als 10.000 Exponaten von 400 Künstlern der breiten Öffentlichkeit präsentieren.
Alles neu macht der Mai: Als die Planen und Baugerüste entfernt und die Arbeiten an dem denkmalgeschützten Gebäude finalisiert wurden, zeigte sich ein runder Kuppelbau aus dem 18. Jahrhundert, in dem bis zum Jahr 1873 Getreide in Säcken gelagert wurde, erstmals wieder in seiner vollen Pracht. Aufgrund der Coronakrise kam es zu Verzögerungen und Pinault musste für sein neues Spielzeug mit insgesamt 6800 Quadratmetern Ausstellungsfläche tiefer in die Tasche greifen als ursprünglich angenommen. Trotzdem ist der Geschäftsmann und passionierte Kunstsammler stolz auf sein Lebenswerk – eine beachtliche Sammlung, die bereits in den 1960er-Jahren ihren Anfang genommen hat.

Monumentales und Miniatur

Tadao Ando setzte für die Pinault Collection einen Betonschrein in die alte Handelsbörse.
Tadao Ando setzte für die Pinault Collection einen Betonschrein in die alte Handelsbörse. (c) REUTERS (SARAH MEYSSONNIER)
Seit den 1960ern baute François Pinault eine außergewöhnliche Sammlung auf: Fotografie, Malerei, Plastik, Installationen.
Seit den 1960ern baute François Pinault eine außergewöhnliche Sammlung auf: Fotografie, Malerei, Plastik, Installationen. (c) REUTERS (SARAH MEYSSONNIER)

Der berühmte japanische Architekt Tadao Andō, der bereits für den Schauplatz von Pinaults Kunstsammlung an der Punta della Dogana in Venedig verantwortlich war, durfte auch hier wieder Hand anlegen. Und trotz aller aktuellen Widrigkeiten die anspruchsvollen Bauarbeiten unter der Kuppel – ein schnörkelloser Betonschrein für die Kunst – im Andō-Rhythmus absolvieren. Brücken bauen zwischen Generationen und Zeitzonen, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, das liegt dem Pritzker-Preisträger ohnehin.
Unter der monumentalen Glaskuppel strahlen restaurierte Fresken aus dem 19. Jahrhundert. Ein Werk von fünf Künstlern, es zeigt eine Hommage an die internationalen Handelsbeziehungen zwischen den Kontinenten. Urs Fischers monumentale wie vergängliche Skulptur aus Wachs gibt in der Rotunde den Ton an, während sich auf dem Weg zum Bookshop des neuen Museums eine kleine weiße Maus durch die Mauer frisst. Eine Inszenierung des britischen Konzeptkünstlers Ryan Gander, der Kunst auch außerhalb der ehrwürdigen Mauern zum Leben erwecken will. Oben auf dem Sims der Betonmauer sitzen schwarze Tauben, die sich erst bei genauerem Hinschauen als fake erweisen. Im riesigen, halbrunden Saal sieht man Arbeiten aus Pinaults beachtlicher Sammlung, die zum Teil erstmals öffentlich ausgestellt werden: Bilder, Skulpturen, Fotografien und Videos – von Cindy Sherman, Maurizio Cattelan, Rudolf Stingel, dem afroamerikanischen Künstler David Hammons oder Martin Kippenberger.

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