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Grünes Licht der EU für Covid-Impfung Zwölf- bis 16-Jähriger

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340.000 Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren dürften in Kürze hierzulande zur impfbaren Bevölkerung gehören. Der Gesundheitsminister drückt nun vor dem neuen Schuljahr aufs Tempo, das Nationale Impfgremium Österreichs schloss sich der EMA-Empfehlung an.

Wien/Amsterdam. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) empfahl am Freitag erwartungsgemäß den Einsatz des Covid-19-Impfstoffs von Biontech/Pfizer für Jugendliche ab zwölf Jahren. Bisher hatte die Altersgrenze für die Verabreichung des Impfstoffs bei 16 Jahren gelegen. „Die empfohlene Verwendung ist dieselbe wie bei Personen über 16 Jahren“, erklärte die EMA. Sprich: zwei Injektionen, zumindest drei Wochen Abstand.

Mit Blick auf das kommende Schuljahr soll nun in Österreich bis Ende Sommer „eine möglichst große Zahl jener mehr als 340.000 Kinder und Jugendlichen geimpft sein“, kündigte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Freitag an. Das Nationale Impfgremium Österreichs schloss sich der EMA-Empfehlung am späten Freitagabend an.

In den nächsten Wochen sollen Informationskampagnen für betroffene Eltern anlaufen. Allerdings würden die Priorisierungen weiter von den Ländern entschieden, so der Grüne. Mit der Zulassung würde sich die „impfbare Bevölkerung“ hierzulande auf 7,9 Millionen Menschen erhöhen. Ärzte raten – trotz der meist milden Verläufe bei jüngeren Menschen – dringend dazu, das Impfangebot anzunehmen: Die Leiterin der Long-Covid-Ambulanz am Wiener Allgemeinen Krankenhaus, Mariann Gyöngyösi, verwies im ORF-Radio etwa auf die Langzeitfolgen, die auch Junge treffen könnten: Mehreren Studien zufolge könnten „mindestens 50 Prozent“ betroffener Kinder das Long-Covid-Syndrom haben.

60 Prozent mit Long Covid

In einer italienischen Untersuchung hätten fast 60 Prozent der Kinder mit durchgemachter Corona-Infektion „mindestens ein Symptom“ aufgewiesen. Am häufigsten sei das Fatigue-Syndrom, „Erschöpfung, Konzentrationsschwäche und Müdigkeit, Kopfweh und so weiter“. In den USA und in Kanada wird der Biontech/Pfizer-Impfstoff bereits an Minderjährige verabreicht.

Biontech und Pfizer hatten vor einigen Wochen mitgeteilt, dass eine klinische Studie in der Altersgruppe von zwölf bis 15 Jahren in den USA eine Wirksamkeit von 100 Prozent gezeigt habe. Die Impfung sei zudem auch gut vertragen worden. Die eher milden Nebenwirkungen hätten jenen in der Altersgruppe von 16 bis 25 Jahren entsprochen: Müdigkeit, Kopfschmerzen oder allenfalls Fieber – nach der zweiten Dosis weit häufiger als nach der ersten.

Die Impfung von Minderjährigen gilt für die Annäherung an die Herdenimmunität als sehr wichtig. In den USA zweifeln Experten wegen der weitverbreiteten Impfskepsis allerdings mittlerweile daran, dass diese überhaupt erreicht werden kann. 46 Prozent der Amerikaner haben mindestens eine Dosis eines Vakzins erhalten – die Nachfrage aber nimmt stetig ab. Wie viele für die Herdenimmunität geimpft sein müssen, ist umstritten. Schätzungen variieren zwischen etwa 70 und 90 Prozent.

Tests für Impfungen an Babys

Biontech und Pfizer untersuchen momentan zudem die Wirkung und Sicherheit ihres Corona-Impfstoffs bei Kindern zwischen sechs Monaten bis einschließlich elf Jahren weiter. Biontech geht nach eigenen Angaben davon aus, dass belastbare Daten daraus bis September verfügbar sein werden. Auch andere Corona-Impfstoffe werden derzeit an Kindern und Jugendlichen getestet. Der US-Hersteller Moderna etwa könnte schon im Juni einen Antrag für Zulassung seines Produkts ab zwölf Jahren bei der EMA stellen. (ag.)

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