Im Rausch der Sterne

Porto veranstaltete den Showdown der Königsklasse. Es war eine rein englische Angelegenheit.
Porto veranstaltete den Showdown der Königsklasse. Es war eine rein englische Angelegenheit. APA/AFP/MIGUEL RIOPA
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Das Fußball-Mutterland lässt seine Muskeln spielen: Die Champions-League-Saison war ein eindrucksvoller Ausblick auf die Zukunft des internationalen Klubfußballs.

England triumphiert – und der Rest bleibt auf der Strecke. Stellvertretend für das Mutterland des Fußballs spielten sich Manchester City und Chelsea den Champions-League-Titel aus, es war das zweite rein englische Finale in drei Jahren, die Premier League stellte fünf der jüngsten acht Finalisten.

Es gibt Erklärungen für Englands Dominanz im europäischen Klubfußball. Die intensive Premier League als Feuerprobe – mittlerweile rittern sieben Topklubs um vier Champions-League-Tickets –, die beachtliche Nachwuchsarbeit im vergangenen Jahrzehnt, die besten Trainer der Welt, die aktuell auf der Insel arbeiten.

Unterm Strich aber steht das Geld. Und da passt es ins Bild, dass in der gerade abgelaufenen Saison niemand mehr auf dem Transfermarkt ausgegeben hat, als die beiden Champions-League-Finalisten Chelsea (Platz eins) und Manchester City (2.). Ein symbolisches Endspiel also: Mit dem Einstieg beim FC Chelsea begründete Roman Abramowitsch im Jahr 2003 den Ausverkauf der Premier-League-Klubs. Eine Ära, die mit Man City und den über zwei Milliarden Euro, die die Abu Dhabi United Group in den vergangenen 13 Jahren investiert hat, auf die Spitze getrieben wurde.

Diese Entwicklung sorgt in den alten europäischen Fußballhauptstädten in Spanien und Italien zunehmend für Panik. Mit den TV-Geldern in England können La Liga und Serie A nicht ansatzweise mithalten, da mögen sie noch so ungleich zugunsten der Topklubs verteilt sein. Ein Beispiel, unlängst in englischen Medien vorgerechnet: Premier-League-Schlusslicht Sheffield United erhält mehr TV-Gelder als der siebenfache Europacup-Champion AC Milan. Das ist auch der Grund, wieso das spanisch-italienische Trio Real Madrid, FC Barcelona und Juventus Turin so hartnäckig an der gescheiterten Super League festhält, trotz eines nun eingeleiteten Disziplinarverfahrens der Uefa. Sie alle wissen, dass sie ob der finanziellen Übermacht der Engländer auch auf dem Transfermarkt bald durch die Finger schauen werden.

Hinzu kommt: Die Pandemie hat den Premier-League-Klubs dank ihrer milliardenschweren Besitzer bei Weitem nicht so geschadet wie den Rivalen vom Kontinent, wo die Krise das fragile Finanzgebaren schonungslos aufgedeckt hat. Real Madrid hat in der abgelaufenen Saison keinen Cent für neue Spieler ausgegeben, Barcelona ist ohnehin Schuldenkaiser mit kolportierten Verbindlichkeiten von über einer Milliarde Euro. Inter Mailand ist zwar neuer italienischer Meister, aber die chinesischen Besitzer müssen sparen, Juventus Turin kann sich ein weiteres Jahr mit Cristiano Ronaldo offenbar nicht mehr leisten.

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