Attraktionen brauchen große Flächen

Attraktionen brauchen grosse Flaechen
Attraktionen brauchen grosse Flaechen(c) EPA (HOW HWEE YOUNG)
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Osteuropäische Shoppingcenter ohne Konzept haben unter Krise besonders gelitten. In Österreich geht der Trend hin zu Shoppingcenter in den Städten.

Wien. Kauflustige Kunden allein garantieren noch nicht den Erfolg eines Einkaufszentrums. Das bekamen unter anderem Immobilienentwickler in Osteuropa zu spüren: In vielen Centern, die vor der Krise aus dem Boden gestampft wurden, herrscht nun gähnende Leere. Die Entwickler hätten teilweise mehr auf die Bedürfnisse der Investoren als der potenziellen Kunden geachtet, sagt Wolfgang Richter, Geschäftsführer von RegioPlan Consulting. So entstanden zu große Shoppingcenter in zu kleinen Städten mit einem unattraktiven Mietermix.

Das ändert sich nun. „Die neuen Einkaufszentren, die in Osteuropa auf den Markt drängen, sind intelligent auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten“, stellt der Experte fest. Der Bedarf sei jedenfalls groß, vor allem in der Ukraine, wo aber die politische Instabilität die Investoren abschrecke.

Kaum Einkaufsstraßen im Osten

In Osteuropa wird vor allem auf der grünen Wiese gebaut – anders als in westeuropäischen Städten wie Wien gibt es dort kaum gewachsene Einkaufsstraßen. In den großen Städten versuche man teilweise, die Innenstädte zu beleben, schildert Richter. In den kleinen dürfte das vorerst nicht gelingen.

In Österreich sollte sich indes in den nächsten Jahren auf dem Markt wenig ändern, glaubt der Experte: Die Dichte an Einkaufszentren sei bereits groß. Allenfalls im Umfeld der Bahnhöfe würde Neues in größerem Stil entstehen. Der Trend geht eindeutig zu einer Zunahme von Shoppingcentern in den Städten. Der Grund: Ein Einkaufszentrum, das im Stadtkern entsteht, kann auch kleiner sein. Die Kunden kommen trotzdem, weil sie auch andere Geschäfte in der Nähe finden. Ein Einkaufszentrum am Stadtrand braucht hingegen eine „kritische Größe“ von 20.000 bis 25.000Quadratmetern.

Eine Alternative sei, rein auf den regionalen Markt zu setzen– wie das neue Riverside in Wien-Liesing, das mit 15.000Quadratmetern das Auslangen findet. Große Zentren benötigen dagegen sogenannte „Frequenzbringer“ (etwa ein großes Lebensmittel-, Elektro-, Möbel- oder Bekleidungsgeschäft), die viel Fläche umfassen, und viele kleine „Frequenznutzer“, um attraktiv zu sein. Dabei würden die Flächen, die die Frequenzbringer belegen, zunehmend größer, während die Frequenznutzer versuchten, mit immer weniger Fläche das Auslangen zu finden, um mehr Umsatz pro Quadratmeter zu erzielen.

„Den Trend zu großen Flächen gibt es hauptsächlich im Textilhandel“, stellt Stefan Goigitzer, Einzelhandelsexperte bei Colliers Columbus Austria, fest. Und bei Büchern: Kleine Buchhandlungen blieben allenfalls als Nischenanbieter übrig. Der Grund: „Die Unternehmen wollen das gesamte Sortiment darstellen“, erklärt Goigitzer. Anbieter von Accessoires, Handtaschen oder Schmuck würden dagegen leichter mit 100 bis 150Quadratmeter Fläche das Auslangen finden.

Die bestehenden Shoppingcenter wie die Shopping City Süd und das Donauzentrum in Wien oder die PlusCity in Linz würden sich auf diesen Trend einstellen, indem sie Flächen zusammenlegen und erweitern. Das bestätigt eine Erhebung von RegioPlan: Vor fünf Jahren brachten es die 100 größten Einkaufszentren in Österreich auf 1,6Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche, inzwischen sind es mehr als 1,8Millionen Quadratmeter. Auch hier tun sich kleine Zentren schwerer. Die Hälfte der großen Einkaufszentren ist übrigens älter als 20Jahre: Fast alle davon wurden mindestens einmal umgebaut oder erweitert.

Dabei nimmt der Anteil der frequenzbringenden Bekleidungshändler kontinuierlich zu: 30Prozent der Handelsflächen in den Einkaufszentren sind Textilgeschäfte, vor fünf Jahren waren es erst 22Prozent.

Amerikanische Anbieter kommen

Neu sei laut Goigitzer auch, dass verstärkt amerikanische Anbieter wie Forever21 auf den europäischen Markt drängten. Diese sehen in den USA nicht mehr so große Marktchancen und setzen auf die Nachfrage der Europäer. Das, so meint Goigitzer, werde vor allem Anbietern wie H&M Konkurrenz machen – doch Konkurrenz belebe auch das Geschäft.

Verlierer der Entwicklung sind jene Einkaufsstraßen, die keine frequenzbringenden Einkaufszentren oder andere Attraktionen haben. „C-Lagen wie die Josefstädter Straße oder die Lerchenfelder Straße in Wien verzeichnen steigende Leerstandsraten“, so Goigitzer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2010)

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