Verkehr

Verbot für Kurzstreckenflüge?

Der EU-Parlamentspräsident David Sassoli spricht sich gegen ein Verbot von Kurzstreckenflügen aus
Der EU-Parlamentspräsident David Sassoli spricht sich gegen ein Verbot von Kurzstreckenflügen aus(c) imago images/Wolfgang Simlinger (Wolfgang Simlinger via www.imago-images.de)
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Der EU-Parlamentspräsident David Sassoli spricht sich gegen ein Verbot von Kurzstreckenflügen aus und verweist auf das Potenzial von Elektroflugzeugen.

Berlin. EU-Parlamentspräsident David Sassoli lehnt ein Verbot von Kurzstreckenflügen zum Schutz des Klimas ab. „Bevor wir über etwaige Verbote sprechen, sollten wir meiner Meinung nach bei dem immensen Potenzial für klimafreundliche Mobilität ansetzen, das derzeit noch nicht ausgeschöpft ist“, sagte Sassoli den Zeitungen der deutschen Funke Mediengruppe (Sonntag). So könnten Zug- und Busverbindungen für kurze Strecken enorm ausgebaut werden.

Auch könnten Elektroflugzeuge für Kurzstrecken schon in den kommenden Jahren an den Start gehen. Alle müssten ihren Beitrag leisten, um Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. „Aber ich glaube nicht, dass es uns voranbringt, wenn wir jetzt anfangen, Urlaubsreisen zu verteufeln“, betonte Sassoli. „Vielmehr müssen wir die Leute mitnehmen, und das gelingt am besten, wenn wir Transportmittel fördern, die zugleich nachhaltig und attraktiv sind.“

EU-Klimakommissar Frans Timmermans strebt ein Ende der Kurzstreckenflüge an. Dieses Ziel solle aber nicht mit Verboten erreicht werden, sagte der Vizepräsident der EU-Kommission den Zeitungen der Funke Mediengruppe vor Kurzem. Vielmehr solle das Reisen so organisiert werden, „dass es für die Leute attraktiver wird, mit dem Zug zu fahren“. Bei Strecken unter 600 bis 800 Kilometer solle es nicht mehr sinnvoll sein, das Flugzeug zu nehmen – „einfach, weil es länger dauert“, so Timmermans.

Neues Motto: Zug statt Flug

In Deutschland ist in der Folge eine Debatte über Kurzstreckenflüge entbrannt. Die designierte Kanzlerkandidatin und Parteichefin der Grünen, Annalena Baerbock, hatte bereits Mitte Mai der „Bild am Sonntag“ gesagt: „Kurzstreckenflüge sollte es perspektivisch nicht mehr geben.“ Auch Billigpreise wie 29 Euro für Mallorca-Flüge dürfe es nicht mehr geben, wenn man es mit der Klimapolitik ernst meine. Sie finde es „nicht fair“, dass mit Steuergeld Kerosin subventioniert werde, während Fernfahrten mit der Bahn „gerade zu Stoßzeiten teuer sind“.
Kurzstreckenflüge waren im Vorjahr auch in Österreich ein politisches Thema – und zwar anlässlich des staatlichen Rettungspaketes für die zur deutschen Lufthansa gehörenden AUA. Die Fluglinie erhielt vom Staat wie berichtet 150 Mio. Euro an direkten und nicht rückzahlbaren Hilfen sowie Kreditgarantien über 300 Mio. Euro. Nur dadurch war das Überleben der Fluglinie in der Coronapandemie gewährleistet.

Neben verschiedenen standortpolitischen Zugeständnissen gab es dafür auf Wunsch der grünen Klimaministerin Leonore Gewessler auch eine Verpflichtung zur Ökologisierung für die AUA. Das frische Geld der Lufthansa (auch diese zahlte damals 150 Mio. Euro an die AUA) soll demnach für eine Modernisierung der Flotte und den Lärmschutz verwendet werden. Außerdem sollen eben Kurzstreckenflüge reduziert werden.

Das gilt bereits für Linz und Salzburg, nach der Fertigstellung von Semmering- und Koralmtunnel auch für Graz und Klagenfurt. Konkret gilt das Motto „Zug statt Flug“, wenn die Zugverbindung vom Ausgangsort bis zum Bahnhof beim Flughafen Wien unter drei Stunden liegt. (Ag./red)

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