Ranking: China, das Reich der Milliardäre

In China leben vermutlich schon mehr Dollar-Milliardäre als in den USA.

Wien (ag./cim). Lange Jahre galten die USA als das Land der Superreichen. Nirgendwo lebten so viele Menschen, die eine Milliarde US-Dollar angehäuft hatten.

Nun dürfte China den Spitzenplatz als das Reich der meisten Milliardäre eingenommen haben. Rupert Hoogewerf, der Herausgeber der jährlichen Hunrun-Liste der reichsten Chinesen, schätzt, dass in China 400 bis 500 Dollar-Milliardäre leben.

Ganz genau weiß man das nicht– schließlich versuchen die reichen Chinesen, das Ausmaß ihres Vermögens vor der Öffentlichkeit zu verbergen. „Wir wissen heuer schon von 189 Milliardären in China. Aber wir können mit Sicherheit sagen, dass uns mindestens die Hälfte wieder entwischt ist“, so Hoogewerf.

Nicht so Zong Qinghou. Der Besitzer des chinesischen Getränke- und Lebensmittelkonzerns Wahaha gilt mit einem Vermögen von 12 Mrd. Dollar (8,82 Mrd. Euro) als reichster Chinese. Auf Platz zwei folgt der Pharmazie-Magnat Li Li. Die reichste Frau, Zhang Yin, hat ihr Vermögen mit Geschäften mit Altpapier gemacht und rangiert auf Platz drei.

In Yuan ist die Liste der Milliardäre noch weit länger: 1363 Chinesen besitzen mehr als eine Milliarde Yuan (110 Mio. Euro), in nur einem Jahr ist der exklusive Kreis der Yuan-Milliardäre um ganze 300 Mitglieder gewachsen.

Schwere Mission für Buffett

Die Liste der reichsten Chinesen wurde anlässlich eines Abendessens veröffentlicht, das die US-Milliardäre Warren Buffett und Bill Gates in Peking veranstaltet haben. Sie wollen ihre chinesischen Milliardärs-Kollegen dazu bewegen, ebenfalls einen Teil ihrer Milliarden für wohltätige Zwecke abzugeben.

Allerdings haben die meisten der 50 geladenen reichsten Chinesen auf den Spendenaufruf recht zurückhaltend reagiert – zwei von drei sind erst gar nicht gekommen.Dennoch verbuchen Gates und Buffett ihre gemeinsame Reise nach China als „großartigen Erfolg“. Schließlich sei es um einen Erfahrungsaustausch gegangen. In China ist so großer Reichtum noch sehr neu.

Die Milliardäre sorgen sich sehr um ihre Privatsphäre. Ihnen fehle Erfahrung mit Spenden, heißt es. In den USA haben sich schon 40Superreiche bereit erklärt, dem Beispiel Gates' und Buffetts zu folgen und einen Großteil ihrer Vermögen herzugeben. Aber auch in Europa hat die Aktion nur ein geringes Echo gefunden.

Zumindest bei einem Chinesen hat sie aber zum Ziel geführt: Wang Chuanfu, der vormals reichste Chinese (binnen eines Jahres ist der Chef des Batterie- und Autounternehmens BYD auf Platz zwölf abgerutscht) hat sich bereit erklärt, mit den Gästen zu kooperieren und in großem Stil zu spenden. Im Sucher, Seite 35

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2010)

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