Rad: Contador und sein Problem mit der Fleischeslust

Radsport Contador sein Problem
Radsport Contador sein Problem(c) EPA (EMILIO NARANJO)
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Der dreifache Tour-de-France-Sieger lieferte positiven Dopingtest ab. „Gedoptes“ Fleisch soll schuld sein. Der Spanier wurde vom Weltradsportverband UCI „formal und provisorisch suspendiert“.

Madrid (sb). Und wieder ist das Fleisch schuld. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage wurde ein Spitzensportler positiv auf die verbotene Substanz Clenbuterol getestet. Wie der deutsche Tischtennisspieler Dimitrij Ovtcharov vor Wochenfrist macht auch Radprofi Alberto Contador verunreinigtes Fleisch für seinen positiven Dopingtest verantwortlich. In einer Probe, die Contador am 21. Juli bei der diesjährigen Tour de France abgegeben hatte, wurde Clenbuterol gefunden. Sowohl A- als auch B-Probe waren positiv. Der Spanier, der die Frankreich-Rundfahrt im Sommer gewonnen hatte, wurde deswegen vom Weltradsportverband UCI „formal und provisorisch suspendiert“.

Damit kehrt ein „alter Bekannter“ in die Dopinggeschichte zurück. Schon 1992 stolperte die deutsche Sprinterin Katrin Krabbe über das Medikament. Eigentlich wird Clenbuterol zur Behandlung von Asthma eingesetzt. Bei hoher Dosierung hat die Substanz aber anabole Wirkung. Das macht Clenbuterol zu einem interessanten Stoff in der Kälbermast, aber auch in der Dopingszene. In der Tierzucht ist das Mittel EU-weit verboten, aber noch lange nicht verschwunden. Noch 2006 gab es in Spanien Vergiftungsfälle aufgrund von „gedoptem“ Fleisch.

Dass der 27-jährige Contador gedopt hat, ist daher alles andere als sicher. Besonders die geringe Menge an Clenbuterol, die in Contadors Körper nachgewiesen wurde, wirft Fragen auf. Das Labor in Köln stellte eine Clenbuterol-Konzentration von 50 Picogramm fest – zwischen dem Komma und der Zahl fünf stehen zehn Nullen. Nur wenige Labors können einen so niedrigen Wert nachweisen.

„Nicht gänzlich auszuschließen“

Auch Karl Dobianer, Toxikologe und Mitglied der Rechtskommission in Österreichs Nationaler Antidoping-Kommission Nada, reagierte im Gespräch mit der „Presse“ vorsichtig. Es sei „nicht gänzlich auszuschließen“, dass der positive Test von verunreinigtem Fleisch stamme, meinte er. Eigentlich sei bei Doping eine höhere Konzentration zu erwarten.

Wegen der geringen Menge will auch der Weltverband erst zusätzliche Untersuchungen abwarten, ehe weitere Sanktionen ergriffen werden. Allerdings stellte David Howman, Generaldirektor der Welt-Antidopingagentur Wada, klar: „Das ist keine Substanz, bei der es einen Grenzwert gibt.“ Auch geringste Mengen könnten Strafen zur Folge haben.

Contador selbst gab sich am Donnerstag kämpferisch: „Ich kann jedem in die Augen schauen, weil ich nichts zu verbergen habe“, betonte der 27-Jährige. Seine Karriere will er jedenfalls nicht aufgeben: „Ich werde kämpfen, um weiter das tun zu können, was ich am meisten liebe. Ich glaube, dass sich die ganze Sache aufklären wird.“

Mit dem Thema Dopingverdacht kennt sich Contador aus. Schon vor seinem ersten Toursieg 2007 hatte der Spanier damit zu tun. Sein Kürzel „A. C.“ tauchte in der Kundenkartei von „Dopingarzt“ Eufemanio Fuentes auf. Nach kurzer Zeit verschwand Contadors Name aber aus den Akten. Auch seine Leistung beim Tour-Sieg 2009 wurde von Experten höchst kritisch beurteilt. Bis heute gilt Contador aber als unbescholten. Ein Stück Fleisch könnte das ändern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2010)

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