Run auf Design- und Budget-Schiene

Design BudgetSchiene
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Hotels: Der Markt erholt sich. Wenn es um neue Projekte geht, verkaufen sich Konzepte am besten, die auf Design setzen oder auf die Budget-Schiene. Oder auf solche, die beides gekonnt verbinden.

Nach dem großen Krisengeheul der letzten Jahre scheint in die Hotelbranche nun leiser Optimismus zurückzukehren. „Auf fast allen europäischen Hotelmärkten ist eine Markterholung zu beobachten“, sagt Ursula Kriegl, Leiterin Jones Lang LaSalle (JLL) Hotels Deutschland.

Laut der jüngsten JLL-Studie erzielten die Hoteliers im Zeitraum Januar bis Juli 2010 in 23 von 26 untersuchten Märkten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen höheren Room Yield (durchschnittlicher Zimmerpreis mal Belegung). Wie vorsichtig aber die Einschätzungen noch sind, zeigt eine Umfrage der internationalen Rechtsanwaltskanzlei DLA Piper. Befragt wurden 417 europäische Führungskräfte des Hotelgewerbes; ein Großteil ist für heuer noch skeptisch und rechnet erst 2011 oder 2012 mit einem nachhaltigen Aufschwung.

Durchwachsen sind auch die Erwartungen für die Errichtung neuer Hotels. Laut dem DLA Piper 2010 European Hospitality Outlook Report erwarten 36 Prozent der europäischen Führungskräfte mehr Aktivitäten beim Bau neuer Anlagen, 32 Prozent gehen von einem Rückgang aus. Vier von fünf Hoteliers sind überzeugt, dass die großen Ketten auch heuer ihren Fokus auf die Übernahme kleinerer Anbieter legen werden. „Die größten Ketten werden durch die Integration kleinerer Anbieter und die Vorteile, die ihnen ihre effektiven Strukturen und Werbebudgets bieten, weiter an Marktmacht gewinnen“, prophezeit Markus Beaumart, Branchenexperte der Anwaltskanzlei.

Mehr Beteiligungsgeschäfte

„Reduzierte Expansionspläne der Hotelgesellschaften beziehungsweise auf Eis gelegte Projekte, die noch nicht endfinanziert sind“, kennzeichnen auch laut Kriegl die aktuelle Marktlage. Eine die Regel bestätigende Ausnahme stellen Investitionsvorhaben einiger Hotel-Ketten auf den Wachstumsmärkten in China und Indien dar. „Dank besserer Kreditbedingungen rechnen wir mit einer Zunahme von Beteiligungsgeschäften, um das Risiko der Investitionen auf mehrere Partner zu verteilen“, erläutert Beaumart.

Während die Branche insgesamt noch etwas zu lahmen scheint, dürften neuere Hoteltypus-Konzepte spätestens während der Finanzkrise zu Gewinnern mutiert sein. „Die Mehrheit der europäischen Designhotels verzeichnet bessere Auslastungen und Durchschnittsraten und höhere Gewinne als Mitbewerber ohne Fokus auf Design“, lautet das Ergebnis der Master-Thesis von Lukas Hochedlinger an der Donau-Uni Krems. Besonderes Zukunftspotenzial wird den „Budget Design Hotels“ bescheinigt, die Zielgruppen mit geringerem Reisebudget erschließen wollen. Die Zahl der international gebrandeten Budget Design Hotels wächst, Marken wie citizenM, Yotel, Motel One oder roomz beginnen sich zu etablieren. Reisende schätzen das gute Preis-Leistungs-Verhältnis, eine hochwertige Ausstattung auf kleinem Raum („Vier-Sterne-Komfort auf Zwei-Sterne-Fläche“), individuelles Design und „State of the Art Technology“, wie etwa Movie Channels.

Fehlende Gastronomie als Plus?

Auch aus Investorensicht ergeben sich Vorteile, sagt Martin Schaffer, Geschäftsführer Kohl & Partner Hotel & Tourism Consulting. „Interessant sind die höheren Renditen durch optimierte Betriebsführung und moderaten Personalaufwand – Stichwort: fehlende Gastronomie.“

Außerdem seien die Investitionsrisiken aufgrund von langjährigen Pachtverträgen und hoher Gebäudeeffizienz gut kalkulierbar; dazu komme die Risikodiversifizierung bei Hotelportfolios und die nachhaltige Entwicklung zu günstigeren Hotelprodukten für Geschäftsreisen. Gefahren für Investoren sieht Schaffer am ehesten, falls sich die Budget-Hotellerie in Richtung des hart umkämpften Midscale- und Upscale-Marktes bewegt, ohne dass die Preise mitziehen. Auf lange Sicht könnte zudem der aktuelle „Run“ zu Überkapazitäten führen, wie sie das Vier-Sterne-Segment heute schon kennt. Diese Risken dürften sich aber noch nicht herumgesprochen haben: „Das Segment Budgethotel boomt. Auch in Wien, wo sich das Angebot von acht Hotels in den nächsten Jahren verdoppeln wird“, meint Schaffer. Michael Widmann, Geschäftsführer der Beratergruppe PKF Hotelexperts, sieht das ähnlich: „Wir erwarten im Budget-Design und im Boutique-Hotel-Segment weltweit ein deutliches Kapazitätswachstum. Dies wird nach unserer Einschätzung zum Teil zu Lasten größerer Hotels ohne spezielles Profil gehen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2010)

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