SPÖ fordert Verbot von "Konversionstherapien" bei Homosexualität

Der Juni ist "Pride Month".
Der Juni ist "Pride Month".(c) APA/AFP/JOHANNES EISELE (JOHANNES EISELE)
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Es brauche eine flächendeckende Versorgung mit Beratungsstellen für LGBTIQ-Jugendliche, sagt SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Lindner.

Die SPÖ hat am Dienstag mehr Beratung und Schutz vor Diskriminierung für jugendliche Homo- und Bisexuelle sowie Transgender-Personen eingefordert. Es brauche eine flächendeckende Versorgung mit Beratungsstellen für LGBTIQ-Jugendliche, sagte Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner zum Auftakt des "Pride Month" im Juni. Ebenso forderte die SPÖ (wie zuvor auch die Neos)ein komplettes Verbot sogenannter "Konversionstherapien" zur "Umpolung" der sexuellen Orientierung.

Lindner wie auch SPÖ-Jugendsprecherin Eva-Maria Holzleitner wiesen auf einer Pressekonferenz auch auf die hohe Belastung von jugendlichen LGBTIQ-Personen während der Corona-Pandemie hin. Ein wesentlicher Punkt sei der Wegfall von Supportgruppen gewesen: "Queere Jugendliche haben nicht mehr die Möglichkeit gehabt, in queere Vereinslokale, zu Beratungsstellen zu gehen", führte Lindner als Beispiele aus. Jene Jugendlichen, die bezüglich ihrer sexuellen Orientierung in der eigenen Familie keine Unterstützung, sondern Ablehnung erfahren, seien in der Pandemie besonders betroffen gewesen, ergänzte Johannes Wahala, Leiter der Beratungsstelle COURAGE und Sprecher des Dachverbandes der Österreichischen Familienberatungsstellen.

Kapazitäten der Jugendpsychiatrie in Pandemie "dramatisch am Limit"

Holzleitner verwies auch auf die generelle starke psychische Belastung von Jugendlichen während der Pandemie: Die Kapazitäten der Jugendpsychiatrie seien "dramatisch am Limit" gewesen. Lindner bedauerte, dass es für den Bereich der queeren Community in Österreich kaum qualifizierte Studien gebe. Internationale Daten - etwa aus Deutschland - würden aber zeigen, dass mehr als die Hälfte der LGBTIQ-Jugendlichen Diskriminierung innerhalb der Familie erleben. In Großbritannien sei während der Pandemie ein massiver Anstieg der Belastung verzeichnet worden, in den USA hätten laut Studien rund 40 Prozent der Betroffenen "ernsthaft über Suizid nachgedacht".

Besonders schlecht sei das Beratungs-Angebot in den Bundesländern abseits der Bundeshauptstadt Wien, so Lindner. "Wir wollen zumindest in jeder Bundeshauptstadt zentrale Anlaufstellen", dafür müsse es auch ausreichendes Budget geben, sagte Holzleitner. Die SPÖ wünscht sich nicht nur den bundesweiten Ausbau der psychosozialen Versorgung, sondern einen zweckgewidmeten Topf für die LGBTIQ-Jugendarbeit, "im besten Falle ab dem nächsten Jahr". Dazu habe man einen entsprechenden Antrag im Nationalrat eingebracht, der im Familienausschuss am Mittwoch behandelt wird, sagte die SP-Jugendsprecherin. "Kein junger Mensch darf in der Krise oder auch nach der Krise zurückgelassen werden."

Gefordert wird seitens der SPÖ auch ein "voller Schutz vor Diskriminierung": Es könne nicht sein, dass queere Personen etwa aus Lokalen oder Taxis geschmissen werden oder aufgrund ihrer sexuellen Orientierung keine Wohnung bekommen. Zu den Konversionstherapien merkte Lindner an, es gebe zwar bereits einen Erlass, der es Ärzten untersagt, solche Therapien anzubieten, es brauche aber auch einen gesetzlichen Schutz und ein grundsätzliches Verbot solcher Therapien. Notwendig sei es auch, dass das Thema LGBTIQ auch in der sexuellen Bildungsarbeit in den Schulen aufgegriffen und wertfrei behandelt werde, so Wahala.

(APA)

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