Konzert

Musikverein: Leonskajas Gefühls-Feuerwerk

Als Luxus-Einspringerin bescherte die Pianistin mit Werken von Brahms und Schubert einen großen Abend.

In verrückten Zeiten purzeln Termine und Kalender durcheinander, Reisepläne gleichen Lotteriespielen. Der Musikverein darf von Glück reden, wenn eine Pianistin vom Kaliber Elisabeth Leonskajas kurzfristig einspringen kann. Mit zwei romantischen Sonaten-Monstern erzählte sie spannende wie aufwühlende Geschichten – vom Schwerenöter Johannes Brahms und vom wienerischen Träumer und Grenzgänger Franz Schubert.

Leonskaja „mit Herz und Hirn"

Die Leonskaja hat seit Beginn ihrer Wiener Sesshaftigkeit (1978) eine mannigfaltige Entwicklung durchgemacht. Die Technik der russischen Georgierin, die durch die großen Schulen Moskaus gegangen war, hat die beste Stufe der Verläßlichkeit erreicht. Ihr Ausdrucksvokabular ist in einem weiten Spektrum von Innigkeit bis zu unerschütterlichen, dramatischen Zugriff gewachsen. Die Glaubwürdigkeit des Spiels geht Hand in Hand mit detaillierten Charakterisierungen, Atmosphären, thematischen Entwicklungen und Legato-Qualität. Ratio ist ebenso beteiligt wie Emotion und Bauchgefühl – Herz und Hirn spielen ihre Atouts aus, man wollte es gerne authentisch und kompetent nennen. Der schwebende und durchdringende Klavierklang geht von einer magischen Kraft aus den Schultern aus, während als abschreckende Beispiele nächste Generationen mit brutalen Energien aus dem Unterarm in die Tasten dreschen. Elisabeth Leonskaja ist sozusagen „angekommen" und darf nun die Früchte ihrer großen Karriere ernten. Wohl bedacht und kontrolliert – wie sie stets auch das Gefühl vermittelt, sie würde selbst als oberste Instanz mithören.

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