Volkstheater

Nick Romeo Reimann: „Gutes Theater darf nerven“

Was kann und was soll das Theater? Und was nicht? Auch diese Fragen haben den Schauspieler Nick Romeo Reimann beschäftigt.
Was kann und was soll das Theater? Und was nicht? Auch diese Fragen haben den Schauspieler Nick Romeo Reimann beschäftigt. Elsa Okazaki
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Nick Romeo Reimann ist neu im Volkstheater-Ensemble von Kay Voges. Theater, meint er, soll nicht nur unterhalten, sondern darf auch verärgern und unbequem sein.

Thomas Bernhard stellt zwar den absoluten Patriarchen auf die Bühne, entlarvt ihn und seine Hybris aber mit beinah jeder Zeile. Er prangert in seiner Tirade außerdem so vieles an – die österreichische Gesellschaft, die Theaterwelt, den Geniekult, sich selbst“, sagt Nick Romeo Reimann, der als Ferruccio, der Sohn von Theatermacher Bruscon, in der Wiedereröffnungsphase des Volkstheaters auf der Bühne steht. Das Stück war seine erste Premiere in Wien: Kay Voges holte den Münchner, der durch den Kinderfilm „Die wilden Kerle“ und „Vorstadtkrokodile“ bekannt wurde, Ende letzten Jahres nach Wien. Seitdem waren die Theater geschlossen, geprobt wurde aber durchgehend. „Proben ohne Aufführung sind anstrengend, weil dieses essenzielle Flow-Erlebnis einer Vorstellung fehlt. Man spielt ja erst bei der Generalprobe das ganze Stück durch, davor immer nur Ausschnitte“, sagt Reimann, der der Corona-Unterbrechung aber auch positive Seiten abgewinnen kann. „Der Prozess war sehr ungewöhnlich, wir haben mehrere Stücke geprobt, dazwischen gab es Pausen. Durch das Wiederansehen hatten wir dann einen Reflexionsraum. Das war schon ein großes Privileg, nicht direkt ausgestellt gewesen zu sein.“

»„Durch den Leerlauf habe ich mir erstmals die Frage gestellt, warum ich tue, was ich tue.“«

„Der Theatermacher“ ist eine Produktion, die Voges aus Dortmund mitgebracht hat. „Da steige ich in eine fertige Inszenierung ein und habe zwar vergleichsweise wenig Spielraum, was natürlich nicht optimal für eine erste Vorstellung vor einem völlig neuen Publikum ist, aber ich bin dankbar, dass es überhaupt stattfindet“, sagt der energiegeladene Schauspieler, der in Voges‘ „Theatermacher“-Medley, das das Stück mehrmals hintereinander ablaufen lässt, in einer zwischendurch gegebenen Musicalversion vom Ferruccio zum Bruscon avanciert. Auch andere Stücke hat er im Lockdown geprobt, etwa „In den Alpen // Après les alpes“ von Elfriede Jelinek und Fiston Mwanza Mujila in der Regie von Claudia Bossard, und „Die Politiker“ von Wolfram Lotz, ebenfalls inszeniert von Kay Voges. Daneben hat Reimann in der Coronazeit die TV-Serie „Katakomben“ gedreht sowie in mehreren Filmen mitgewirkt, nebenher außerdem an freien Theaterprojekten mitgearbeitet.

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