Kolumne „Führungsfehler“. Neulich, bei einem hochrangigen Konzernmanager. Er meinte es wirklich gut.
Lange und sichtlich beflügelt sprach der Konzernmanager von seinen Personalplänen. Die „dienende Führung“ wolle er einführen, von Österreich in die Welt tragen. Weg mit dem alten Top-down, dem hierarchischen Von-oben-nach-unten. Her mit der coachenden Führungskraft, die fragt, was sie beitragen kann, damit ihre Mitarbeiter wachsen, Ziele erreichen, sich entwickeln.
Die Jungen, sagte er, die seien sofort dabei. Manche Ältere täten sich schwer mit dem Loslassen. Wobei sich „Ältere“ nicht auf das Lebensalter, sondern auf das Mindset beziehe. Statisches Mindset: Das war schon immer so. Dynamisches Mindset: Lass es uns probieren!
Der Konzernmanager erzählte noch viel mehr, eloquent und begeistert. Mit Gesprächsende verabschiedete er sich, half dem Gast in den Mantel, brachte ihn zur Tür. Draußen trug gerade eine junge Assistentin ein gefährlich hoch mit Kaffee und frischen Tassen beladenes Tablett vorbei. „Bringen Sie unseren Gast bitte nach unten“, wies er sie an. „Aber…“, stammelte sie, „die Vorstandssitzung…“ Die Tassen schepperten.
„Danke“, sagte er, drehte sich um und ging.
„Danke“, sagte auch der Gast und nickte dem Mädchen zu, „ich finde den Weg allein.“ Der Weg zur dienenden Führung ist wohl noch weit.
Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungsfehler im engeren Sinn (Mitarbeiter) und im weiteren (Organisationen, Familien u.v.a.). Wenn Sie einen Führungsfehler loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com
Ähnlichkeiten mit realen Personen und Organisationen sind zufällig und nicht beabsichtigt.