Coronavirus

Delta-Variante breitet sich in Großbritannien aus: Öffnungsschritte in Gefahr?

Die britischen Pubs sind gut gefüllt. Doch drei Viertel der neu entdeckten Infektionen gehen auf die Delta-Variante des Coronavirus zurück.
Die britischen Pubs sind gut gefüllt. Doch drei Viertel der neu entdeckten Infektionen gehen auf die Delta-Variante des Coronavirus zurück.REUTERS
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Die oft als „indische Variante“ bezeichnete Coronavirus-Mutante macht Premierminister Boris Johnson die Entscheidung schwer. Mehrere Wissenschaftler warnen vor voreiligen Lockerungen.

Mehrere Wissenschaftler haben die britische Regierung davor gewarnt, die Beschränkungen aufzuheben. Das geplante Ende aller Maßnahmen in England am 21. Juni sei "ein bisschen früh", sagte der Mikrobiologe Ravi Gupta am Dienstag mit Blick auf die Ausbreitung der zunächst in Indien entdeckten Variante. "Ich denke, wir brauchen mindestens ein paar Wochen - wahrscheinlich einen Monat, bis die Schulen schließen, so dass das Risiko der Übertragung in Schulen sinkt", sagte Gupta.

"Ich fürchte, es wäre eine schlechte Entscheidung, daran festzuhalten", sagte auch Adam Finn aus der Impfkommission dem Sender LBC. Der Medizinerverband warnte zudem, das Gesundheitssystem könne bei stark steigenden Fallzahlen zu einer Zeit überlastet werden, in der es versuche, den Rückstau verschobener Behandlungen und Operationen abzuarbeiten.

Auch der ehemalige wissenschaftliche Berater der Regierung, Mark Walport, warnte im BBC-Frühstücksfernsehen davor, dass es „nicht unmöglich“ sei, dass sich das Land am Beginn einer neuen Welle befinde. In den Krankenhäusern seien die Fallzahlen aber weiterhin rückläufig. „Wir müssen Spekulation durch wissenschaftliche Daten ersetzen“, so Walport. Infektionen durch die möglicherweise ansteckendere Delta-Variante oder mehr Infektionen durch die Öffnungen Mitte Mai? Das müsse erst ausreichend untersucht werden.

Das Impfprogramm in Großbritannien laufe zwar gut, doch gebe es immer noch viele Menschen, die auf einen Zweit- bzw. Erststich warten würden. „Ich befürchte, dass es Wochen bevor der Premierminister die schwierige Entscheidung treffen muss, notwendig ist, die Daten zu liefern“, erklärt Walport.

Delta-Variante breitet sich aus

Die Inzidenz liegt in Großbritannien mit knapp 29 noch immer recht niedrig. Allerdings hat die Zahl der Fälle der wohl sehr ansteckenden Delta-Variante B.1.617.2 in den vergangenen Wochen rapide zugenommen, sie macht mittlerweile rund drei Viertel der nachgewiesenen Fälle aus. Wissenschaftler fürchten, dass trotz der weit fortgeschrittenen Impfkampagne eine schwere dritte Welle drohen könnte.

Premierminister Boris Johnson, der nur für den britischen Teil des Vereinigten Königreichs die Corona-Regeln macht, will sich die Entscheidung über den weiteren Fahrplan noch offen halten. Über das weitere Vorgehen soll am 14. Juni informiert werden. Schottland, Wales und Nordirland machen eigene Regeln.

Die WHO hat am Montag verlautbart, die Mutationen künftig nach griechischen Buchstaben zu benennen. Die indische Variante, die sich derzeit rasch in Großbritannien ausbreitet, ist demnach die Delta-Variante. Die zuerst in Großbritannien entdeckte Mutante B.1.1.7 - bisher meist als „britische Variante“ bezeichnet - soll künftig als Alpha-Variante bezeichnet werden.

(APA/dpa)

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