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Mehr Handel an der Wiener Börse

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BörseAPA/HERBERT NEUBAUER
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Im Krisenjahr konnte der heimische Finanzdienstleister Börsenumsatz, Umsatz und Gewinn steigern. Und das, obwohl die Aktienkurse im Coronajahr zeitweise tief abgestürzt waren.

Die Wiener Börse ist nicht nur glimpflich durch das Krisenjahr 2020 gekommen, sondern sogar mit einem Plus. Dabei hatte es im März des Vorjahres, als die Angst vor der Coronakrise ihren Höhepunkt erreicht hatte, gar nicht so gut ausgesehen. Den Leitindex ATX erwischte es schwerer als andere Indizes, das heimische Börsenbarometer brach zeitweise um fast die Hälfte ein.

Doch der Index erholte sich wieder. Der ATX Total Return, in den auch die Dividenden einberechnet werden (wie das im DAX passiert), erreichte am 28. Mai ein neues Allzeithoch bei 6892,72 Punkten. Der ATX (ohne Dividenden) liegt noch um fast ein Drittel unter seinem Rekordhoch aus dem Jahr 2007, hat sich von der Coronakrise aber auch deutlich erholt.
Und zwar stark genug, dass die Wiener Börse den Handelsumsatz im Vorjahr sowohl in Wien als auch in Prag um elf Prozent steigern konnte. Der Handelsumsatz wird auch von der Höhe der Kurse beeinflusst: Sinkende Kurse drücken das Volumen am Markt. Je tiefer die Kurse fallen, umso mehr Aktien müssen gehandelt werden, um den Umsatz stabil zu halten. In Wien betrugen die Umsätze 69 Mrd., in Prag zehn Mrd. Euro.

Börse-Chef Christoph Boschan führt das höhere Handelsvolumen auch auf neue Marktsegmente, zusätzliche Liquiditätsanbieter, den Feiertagshandel und die verstärkte Internationalisierung zurück. Unter den institutionellen Investoren stammt die größte Gruppe (28 Prozent) aus den USA, erst dann folgen Österreich (18) und Großbritannien (17 Prozent). Der Anteil der Briten sei trotz Brexit noch immer hoch, doch holen deutsche und französische Investoren auf.

Die Wiener Börse erzielt indes nur noch 40 Prozent ihres eigenen Konzernumsatzes mit Börsenhandel. Was gut sei, erklärte Boschan bei der Präsentation der Zahlen am Dienstag. Denn das Handelsgeschäft sei jenes, das am stärksten schwanke. Je ein Viertel des Umsatzes entfällt auf die Verwahrung sowie den Bereich Marktdaten und Indizes, knapp ein Zehntel auf IT-Services.

Der gesamte Konzernumsatz der Wiener Börse stieg um zwölf Prozent auf 75 Mio. Euro, das Vorsteuerergebnis um 21 Prozent auf 41,29 Mio. Euro. Der Jahresüberschuss belief sich 2020 auf 28,1 Mio. Euro. Im Bereich des Anleihenlistings habe man nicht nur neue Rekorde erzielt, sondern zähle mittlerweile zu den Top-drei-Börsen in Europa.

„Aktien haushoch überlegen“

Angelika Sommer-Hemetsberger, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Wiener Börse und Vorstandsmitglied der Oesterreichischen Kontrollbank, appellierte einmal mehr an die Politik, den Kapitalmarkt zu stärken, auf diese Weise die eigenen Kassen zu entlasten, Unternehmen zu mehr Eigenkapital zu verhelfen und Bürgern Vermögensaufbau und Altersvorsorge zu ermöglichen. Wer Aktien länger als ein Jahr hält, sollte sie auch mit einem Gewinn steuerfrei veräußern können. Zudem sollte mehr in die Finanzbildung investiert werden.

Doch wie will man der weitverbreiteten Aktienskepsis in der Bevölkerung entgegentreten? Das Um und Auf sei das langfristige Investieren, meinte Boschan. Langfristig habe man mit ATX-Aktien im Schnitt eine jährliche Rendite von knapp sieben Prozent erzielen können. Aber eben nur im Schnitt und nicht jedes Jahr. Langfristig sei die Aktie allen anderen Veranlagungsmöglichkeiten haushoch überlegen, auch Gold und Kryptowährungen.

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