Fodas Optimismus als zwölfter Mann

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Das ÖFB-Team bestreitet heute in England den ersten EM-Härtetest. Franco Foda setzt auf Trainingseindrücke aus Bad Tatzmannsdorf. Arnautovic, Lazaro und Onisiwo fehlen.

Middlesbrough. Auf Österreichs Fußball-Nationalmannschaft wartet am Mittwoch (21.00 Uhr MESZ/live ORF 1) der erste EM-Härtetest - und der hat es gleich in sich. Im Riverside Stadium von Middlesbrough geht es gegen die englische Auswahl, die zu den aussichtsreichsten Anwärtern auf einen Triumph bei der kontinentalen Endrunde gezählt wird. Dennoch herrscht bei ÖFB-Teamchef Franco Foda großer Optimismus.

Das liegt vor allem an dem laut Foda überaus gelungenen Trainingscamp in Bad Tatzmannsdorf. Vier Einheiten fanden im Südburgenland auf dem Rasen statt, dabei konnte das umgesetzt werden, was sich der Deutsche vorgenommen hatte. "Wir haben eine sehr gute Woche hinter uns und sind absolut im Plan, die Mannschaft hat sehr engagiert trainiert. Wir haben vor allem an unserem Ballbesitz- und Umschaltspiel gearbeitet, und das wollen wir jetzt gegen England sehen", erklärte Foda.

Der Respekt vor dem Gegner ist groß. "England hat eine tolle Mannschaft. Sie haben viele Top-Spieler bei Top-Vereinen. Es kommt nicht von ungefähr, dass sie als einer der großen Favoriten gehandelt werden. Aber wir haben immer gesagt, dass wir uns mit den Besten messen wollen", sagte Foda. Das Resultat stehe nicht unbedingt im Vordergrund. "Es geht darum, wie wir auftreten."

Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt: Die Spielweise der Engländer ist durchaus mit jener von EM-Gegner Niederlande zu vergleichen, das Match könnte daher so etwas wie eine kleine Generalprobe für das Duell mit den "Oranjes" am 17. Juni in Amsterdam sein. "Sie spielen ein ähnliches System, kommen viel über ihre Flügelspieler, die Eins-zu-eins-Situationen suchen", meinte Foda.

Mit welchem Personal der englische Angriffswirbel gebremst werden soll, ließ der Teamchef naturgemäß offen - so etwa auch die Tormann-Frage. "Es muss nicht sein, dass derjenige, der gegen England spielt, auch bei der EM spielt", meinte Foda.

Abgesehen von der Torhüter-Position ist wohl noch das eine oder andere Experiment zu erwarten. "Ich habe schon den Gedanken, dass ich noch einmal etwas probiere. Viele haben bei ihren Clubs viel gespielt, wir werden einige Wechsel vornehmen, vielleicht schon in der Pause", kündigte Foda an. Sechs Austäusche sind in dem Testmatch erlaubt, bei der EURO dann fünf.

Julian Baumgartlinger, der zuletzt nicht voll am Mannschaftstraining teilnahm, und der erst kürzlich von einer Verkühlung genesene Stefan Ilsanker dürften wohl kein Thema für die Startformation sein. "Wir werden bei den beiden sicher nichts riskieren", erklärte Foda.

Definitiv nicht zum Einsatz kommen werden Marko Arnautovic (Muskelprobleme) und Karim Onisowo (Knochenprellung im Knie). Trotzdem stieg dieses Duo am Dienstagvormittag in Graz in das Flugzeug Richtung England, weil damit ein Verlassen der "Corona-Bubble" vermieden wird und auch der medizinische Stab mitreist. "Dadurch haben sie in England beste Betreuung", erklärte Foda.

Somit ist Valentino Lazaro der einzige Spieler des 26-Mann-EM-Kaders, der in Österreich blieb. Der Flügelspieler hätte sich aufgrund eines Dubai-Aufenthalts in England in Quarantäne begeben müssen, daher trainiert er vorerst beim ÖFB-U21-Team mit.

Lazaro trifft am Donnerstag in Wien wieder auf seine ÖFB-Kollegen, mit denen er bis zum Testspiel am Sonntag im Wiener Happel-Stadion gegen die Slowakei in der Bundeshauptstadt bleibt. "In dieser Zeit geht es Richtung Taktik und System", sagte Foda. Am darauffolgenden Dienstag wird dann im EURO-Basecamp in Seefeld eingecheckt.

Davor hofft Marcel Sabitzer noch auf ein Erfolgserlebnis gegen die Engländer. "Uns erwartet eine sehr gute Mannschaft, aber ich bin zuversichtlich, dass wir sie ärgern können, wenn wir das auf den Platz bringen, was wir können", sagte der Steirer am Freitagabend auf der Abschlusspressekonferenz in Middlesbrough.

Die Partie habe eine große Bedeutung, betonte Sabitzer. "Klar ist es auf dem Papier ein Test, aber wir wollen uns bestmöglich auf die EM vorbereiten. Da erwarten uns auch harte Brocken, deswegen ist es ein wichtiges Match." Der Leipzig-Kapitän möchte gegen die Engländer Verantwortung übernehmen. "Es ist selbsterklärend - wenn man bei einem Topverein Führungsspieler ist, hat man diesen Anspruch auch im Nationalteam. Ich weiß, in welcher Rolle ich mich befinde und versuche immer, voranzugehen und alles rauszuhauen."

Aufgrund der anstehenden Aufgaben mit der ÖFB-Auswahl will sich Sabitzer an Spekulationen über einen Clubwechsel erst gar nicht beteiligen. "Ich konzentriere mich voll auf das Nationalteam. Alles, was mit dem Verein zu tun hat, spielt aktuell null Rolle. Von mir wird es zu diesem Thema sicher keine Wasserstandsmeldungen geben, bis die EM abgeschlossen ist", kündigte der 27-Jährige an.

Sollte Sabitzer gegen England und am Sonntag im letzten Test im Wiener Happel-Stadion gegen die Slowakei eingesetzt werden, hätte er in punkto Nationalteam-Einsätze die 50er-Marke erreicht. Diese Zahl würde ihn mit Stolz erfüllen, gab der Deutschland-Legionär zu Protokoll. "Ich hatte das Ziel, meinen Vater zu überholen, und das habe ich längst geschafft", meinte Sabitzer. Papa Herfried brachte es auf sechs Länderspiele.

(Apa/fin)

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