Theaterkritik

Wie man Samuel Beckett seinen Witz nimmt: "Endspiel" im Volkstheater

Immerhin gut zentriert: Frank Genser (oben) als Clov/Lum, Uwe Schmieder als Hamm/Purl.
Immerhin gut zentriert: Frank Genser (oben) als Clov/Lum, Uwe Schmieder als Hamm/Purl.Volkstheater
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Der neue Volkstheater-Intendant, Kay Voges, hat seine „Endspiel“-Version aus dem Theater Dortmund mitgebracht. Sie ist handwerklich geschickt inszeniert, wirkt aber zwangsoriginell in ihrer Umdeutung wesentlicher Züge des Beckett-Stücks.

Samuel Becketts „Endspiel“ ist ein Witz, im besten Sinn. Entsprechend steht in seinem Zentrum ein Witz: der Witz von der Welt, dem Schneider und seiner Hose, im Vergleich zu der die Welt nichts ist. Man darf die Pointe verraten, denn man kann diesen Witz ohnehin nie gut genug erzählen. Das erfährt auch der alte Nagg im „Endspiel“: Er erzählt ihn der alten Nell, nachdem er geschildert hat, wie er ihn einst erzählt hat. Nell lacht nicht mehr darüber, nur Nagg lacht schrill, bis sein Sohn Hamm „Ruhe!“ schreit. Das Spiel, das Endspiel muss weitergehen, bis zum Ende.

In der Inszenierung von Kay Voges ist dieser Witz gestrichen, das Elternpaar Nagg und Nell fehlt überhaupt ganz. Aus dem Vierpersonenstück ist ein Zweipersonenstück geworden. Dafür ist Hamm (der jetzt Purl heißen muss) bei Voges am Schluss nicht allein auf der Bühne, sein Diener Clov (auf Lum umbenannt) verlässt ihn nicht, und so kann Hamm auch nicht zu seinem Taschentuch – das sich zur Welt verhält wie die Hose im Witz – die letzten Worte sprechen: „Altes Linnen! Dich behalte ich.“

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