Studie

Warum der Brexit hart werden musste

Wie steht die britische Bevölkerung zum Brexit?
Wie steht die britische Bevölkerung zum Brexit?(c) imago images/Soren Breiting (Soren Breiting via www.imago-ima)
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Während der Austrittsverhandlungen war die Mehrheit der EU-Bürger gegen Zugeständnisse.

Wien. Die EU und der Brexit – seit dem knappen Votum für den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union wurden unzählige Versuche unternommen, die Haltung der britischen Bevölkerung zum Abschied von Europa zu vermessen. Was allerdings die Einstellungen der EU-Bürger anbelangt, waren wissenschaftlich stringente Tiefenbohrungen indes rar gesät – zumindest bis jetzt. Stefanie Walter von der Universität Zürich veröffentlichte in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts „Journal of Common Market Studies“ („JCMS“) eine Analyse der Einstellungen der Europäer zum am 31. Jänner 2020 vollzogenen Brexit und dem endgültigen Ausscheiden aus dem EU-Binnenmarkt per 31. Dezember 2020.

Für ihre Studie „EU-27 Public Opinion on Brexit“ untersuchte Walter die Stimmungslage anhand einer Umfrage unter knapp 40.000 Europäern, die während der Verhandlungen über die Modalitäten des EU-Austritts durchgeführt wurde (insgesamt vier Stichproben zwischen Juli 2017 und Dezember 2018). Zur Erinnerung: Im Austrittsvertrag hatte sich London unter anderem dazu verpflichtet, ausständige EU-Rechnungen zu begleichen, die Rechte der in Großbritannien lebenden EU-Bürger zu wahren und das nordirische Karfreitag-Friedensabkommen von 1998 zu respektieren, das offene Grenzen zwischen Nordirland und Irland voraussetzt.

Unnachgiebige Mehrheit

In ihrer Untersuchung ging Studienautorin Walter der Frage nach, von welchen Faktoren es abhing, ob sich EU-Bürger gegenüber den Briten konziliant oder unnachgiebig zeigten und eine weiche bzw. harte Verhandlungslinie befürworteten – konkret ging es um die Höhe der Brexit-Rechnung und die Konditionen für den Zugang für britische Firmen zum EU-Binnenmarkt.

Erkenntnis Nummer eins: Dass der Brexit hart geworden ist, lag nicht nur an den Vorgaben der britischen Verhandler – auch die öffentliche Meinung in der EU war stets klar gegen einen allzu großzügigen Umgang mit den Briten gewesen. Die relative Mehrzahl der Befragten (42 bis 44 Prozent) befürwortete demnach möglichst wenig Zugeständnisse, während die Proponenten des Mittelwegs mit rund 35 Prozent in der Minderheit blieben.

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