Cyberangriff: Urheber in Russland vermutet.
Rio de Janeiro/Washington. Der weltgrößte Fleischkonzern JBS hat nun Entwarnung gegeben: Nach einer massiven Cyberattacke am Wochenende könne wieder in den US-Werken mit voller Kapazität gearbeitet werden, teilte der brasilianische Konzern mit. Bei der Attacke auf JBS mit Erpressungssoftware werden die Urheber in Russland vermutet. Bei solchen Angriffen werden Computer verschlüsselt, und die Angreifer verlangen Geld für die Freigabe. JBS betonte, die Back-up-Server mit gesicherten Daten seien nicht betroffen gewesen und zur Wiederherstellung der Systeme genutzt worden. Zunächst standen aber unter anderem diverse Werke in den USA still, wo von JBS-Unternehmen rund ein Viertel der Rindfleisch- und ein Fünftel der Schweinefleischproduktion kommt.
US-Präsident Joe Biden prüft indes mögliche Vergeltungsmaßnahmen. „Wir schauen uns dieses Thema genau an“, sagte Biden. Auf die Frage eines Journalisten, ob der russische Präsident, Wladimir Putin, ihn vor ihrem Gipfeltreffen in zwei Wochen testen wolle, sagte Biden: „Nein.“ Das Weiße Haus erklärte, die JBS-Tochterfirma habe der US-Regierung die Information übermittelt, dass eine „wahrscheinlich in Russland ansässige“ kriminelle Organisation für die Attacke verantwortlich sei. Demnach verknüpften die Cyberkriminellen ihre Attacke mit einer Lösegeldforderung. Das Weiße Haus machte nicht den Kreml direkt verantwortlich. Sprecherin Jen Psaki erklärte jedoch, „dass verantwortungsbewusste Staaten keine Ransomware-Kriminellen beherbergen“.
Biden und Putin treffen sich am 16. Juni in Genf in der Schweiz. Dabei will der US-Präsident auch seine Besorgnis bezüglich Hackerangriffen aus Russland äußern. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2021)