Friederike Mayröcker zauberte Hyazinthen in unsere Träume, warf unsere Lektüreerwartungen über den Haufen und lehrte uns: Poesie ist Poesie ist Poesie.
Und da waren sie wieder. Die Butterblumen. Sie waren schön wie nie zuvor und sie kamen nicht allein. Es gab auch Erdbeerbeete und Hortensienbüsche, die „süszen roten Blüten des Oleander“ und das Grün zweier Zypressen – und so wucherte die Natur in Friederike Mayröckers Text, so herrlich und üppig wie kaum zuvor, und dabei hatte er doch einen so traurigen Titel: „ich sitze nur GRAUSAM da“.
Es war das erste Buch Mayröckers nach dem Tod ihres Lebenspartners, Ernst Jandl, das von Hoffnung und Lebensfreude kündete – und knüpfte doch an so viele vorher an: „Ich werde immer wieder gefragt, warum in meinen Texten so oft Blumen und Tiere vorkommen, Hyazinthen, Schwertlilien, Flieder“, sagte sie einmal. Das gehe auf ihre Kindheit zurück, als die Familie einen Vierkanthof im niederösterreichischen Deinzendorf ihr Eigen nannte, da verbrachte sie ihre Sommer, da saß die Volksschülerin auf den Stufen zu einem Ziehbrunnen, spielte Mundharmonika und war wehmütig. „Ich war sieben Jahre alt und habe natürlich noch nicht gewusst, woher das kommt und wohin das führt.“