Wiener Festwochen

Sprachmelodik im Edelrost der Avantgarde

Er klingt über jedes Mikro anders: David Bennent in „Liberté d'Action“ im Museumsquartier.
Er klingt über jedes Mikro anders: David Bennent in „Liberté d'Action“ im Museumsquartier. [ Wiener Festwochen]
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Heiner Goebbels' „Liberté d'Action“ mit David Bennent und den Pianisten Hermann Kretzschmar und Ueli Wiget vom Ensemble Modern: eine musiktheatralische Hommage an den Dichter und Maler Henri Michaux.

Die Türen der Halle E sind noch offen, Gesprächsfetzen wehen aus dem belebten Hof des Museumsquartiers herein. Aber gleich muss es losgehen, die beiden Pianisten haben längst ihre geräuschvollen Vorbereitungen begonnen. Sie schieben, wetzen und klopfen prüfend Trommelstöcke, Bretter und Metall, scheinen sich deren akustischer Tauglichkeit zu versichern – fast so, als könnte ein Stück Holz einen schlechten Tag haben und verstimmt klingen, wenn es auf Klaviersaiten trifft.

In der Mitte hinten auf der sonst leeren Bühne steht eine Art Tonstudio. Zwischen schallschluckenden Paravents, einem Schreibtisch und Mikrofonen hantiert ein Mann an einem Tonbandgerät, dreht an den Spulen wie ein scratchender DJ. Rhythmen erzeugt er aber nicht, nur unartikulierte Laute vom Band. Das Publikum gerät so sanft hinein in die Aufführung, wie es auf einem luftigen Fauteuil Platz nehmen würde: Sitzt man schon oder sinkt man noch? Endlich fallen die ersten Worte, und mit ihnen beginnen auch die Pianisten zu spielen, auf den Tasten, aber atonal, erregt, mit rauschenden Klangkaskaden, wild dissonanten Akkorden. „Gegenwärtig lebe ich alleine“, verkündet der Mann – und endlich lässt also David Bennent seine Stimme hören.

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