Gegengift

Vom Briefgeheimnis - und wie man es am besten verletzt

Was Amtsträger in ihre Handys tippen - oder per Brief versenden -, kann das privat sein?
Was Amtsträger in ihre Handys tippen - oder per Brief versenden -, kann das privat sein?REUTERS
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Soll das Private politisch und ergo alles Politische öffentlich sein? Diese Fragen beschäftigen die edelsten Geister nicht erst, seit unter österreichischen Juristen armselige Chats kursieren.

Unter den vielen literarischen Klubs des Gegengiftes gibt es auch den der Traditionalisten, die es bitter beklagen, dass die Briefkultur heutzutage offenbar von Verfall und Untergang bedroht ist. Stattdessen müssen sich LeserInnen mit armseligen Chats im Juristenmilieu zufriedengeben, die den Skandal suchen. Um wie vieles amüsanter waren solche gesellschaftlichen Ereignisse in der guten alten Zeit, als der Begriff Aufklärung noch nicht die Nebenbedeutung Untersuchungsausschuss hatte, als Schreddern auf dem Kontinent noch ein wenig benutztes englisches Wort für allerlei brutale Methoden des Zerreißens war, das seine wölfische Natur nicht verbarg.

Zugleich aber wird bei uns in den Salons von Erdberg mit heißem Herzen darüber diskutiert, ob es so etwas Althergebrachtes wie das Briefgeheimnis überhaupt noch geben solle, ob es nicht allein durch die neuen Medien, durch Facebook, Google & Co., obsolet geworden sei. Die Riesen der sozialen Medien wüssten doch ohnehin alles über uns. Und was wir nicht hergeben würden, könnten sie sich über Big Data ausrechnen. Der Mensch hat keine Geheimnisse mehr. Also meinen auch die radikaleren unter unseren Traditionalisten, die sich dunkel an Sponti-Sprüche ihrer Jugend erinnern: „Alles Private ist politisch.“ Ergo: „Alles Politische ist öffentlich.“ Ergo: „Her mit euren Handys, Festplatten und der ganzen Cloud!

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