„Dieses Gefühl, reduziert zu werden, blieb lange an mir kleben.“ Aus Pascale Osterwalders „Daily Soap“.
Comics

Ein Seifenspender wie du und ich

Wenn Dinge menschlich werden: eine Tour d'Horizon von der Antike über Lyonel Feininger bis zu Pascale Osterwalders Bilder-Erzählung „Daily Soap“.

Kennen Sie das? Nach dem dritten Systemabsturz fragen Sie ihr Notebook verzweifelt: Was willst du von mir? Und das Türschloss, das wieder einmal klemmt, wünschen Sie beherzt zum Teufel. Ja, wir reden mit allem, was uns umgibt, auch mit seinen unbelebten Teilen: mit dem Auto, das nicht anspringt, dem Kühlschrank, dessen Tür nicht und nicht schließen mag, der Waschmaschine, die überraschend ihren Dienst verweigert. Was aber wenn die Dinge, die uns umgeben, sich ihrerseits zu Wort melden?

Nein, nicht von Halluziniertem ist hier die Rede und auch nicht von Siri, Alexa, Echo und ähnlichen (vermeintlichen? tatsächlichen?) Errungenschaften moderner Informationstechnologie. Sprechende Gegenstände nämlich begleiten die Vorstellungswelt der Menschheit seit Jahrtausenden. Die ältesten erhaltenen Schriftdokumente des griechischen Alphabets finden sich eingeritzt in Artikeln des täglichen Gebrauchs, die ihren jeweiligen Eigner ausweisen, als wären es die Artikel selbst, die Auskunft geben: „Ich bin der Trinkbecher des Tharias.“ Oder: „Ich bin die Schale des Khorakhos.“ Und wir längst Nachgeborenen dürfen über die Präzision antiken Denkens staunen, das noch genau zwischen Subjekt und Objekt zu trennen wusste, wo wir ohne langes Zaudern Bücher, Kaffeehäferln, Briefkästen allein mit unserem Namen als die unseren markieren, als seien Ding und wir längst eins.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.