Wiener Festwochen

Zwischen allen Zeiten: Schinwalds frivol tändelnder Totentanz

Festwochen-Produktion par excellence: „Danse Macabre“ im F23 (Breitenfurter Straße 176).
Festwochen-Produktion par excellence: „Danse Macabre“ im F23 (Breitenfurter Straße 176).Nurith Wagner-Strauss / Festwochen
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In einer alten Sargfabrik erfindet der Künstler Markus Schinwald das Genre nicht neu, sondern verlässt sich darauf.

„Auf, auf, o Mensch, mach dich bereit, . . . es gilt ein Kranz, der Tod rufet allen nach sein Gefallen zu seinem Tanz.“ So beginnt ein archaisches Schauspiel, das nur alle vier Jahre zu erleben ist: der Totentanz im Kärntner Metnitz. Man vergisst ihn nicht, hat man es einmal erlebt, auf Tribünen sitzend zwischen Pfarrkirche und Karner, auf dessen Außenwänden die Kopie eines (in Sicherheit gebrachten) 50 Meter langen umlaufenden Frieses zu sehen ist, die opulenteste erhaltene Totentanz-Darstellung Europas. 25 Szenen der „Jedermann“-Geschichte durchdringen alle gesellschaftlichen Hierarchien, der Tod holt alle, vom Mädchen zum Bauern zum Edelmann, alle gleich in ihrem Ende.

Diesmal sitzen diese alle, also wir selbst im Mittelpunkt. Nicht im Inneren eines Karners, sondern im Inneren einer ehemaligen Sargfabrik in Atzgersdorf, einem verwucherten Backsteinbau eines Otto-Wagner-Schülers, zukünftiges Herz einer flotten Immobilienentwicklungsstrategie. Auf Hockern mit Flammenbezug nimmt man direkt im Fegefeuer Platz, rundum sieht man schon die schmale Bühne des „Kranzes“ laufen, den der Künstler und Choreograf Markus Schinwald uns binden wird. Im diffusen Oberlicht einer heißen Spätnachmittagssonne hängen zarte Rauchschwaden. Da beginnt schon das absehbare Spiel. Der Performer Oleg Soulimenko erscheint ganz oben auf der den Mauern vorgeblendeten weißen Kulissenwand. Klappt den Zylinder auf, Chapeau Claque, und präsentiert den ersten langen Schritt in goldenen Schuhen, die ihn gegen den Uhrzeigersinn, gegen die Zeit, von Final zu Final tänzeln lassen werden.

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