Autoindustrie

Österreicher bleibt VW-Chefaufseher

Der 70-jährige Hans Dieter Pötsch kontrolliert den VW-Konzern seit 2015.
Der 70-jährige Hans Dieter Pötsch kontrolliert den VW-Konzern seit 2015. imago images / Jan Huebner
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Der Aufsichtsratschef des Volkswagen-Konzerns und Vorsitzende der Familienholding Porsche SE, Hans Dieter Pötsch, wird auch künftig den Weg beim Autohersteller vorgeben.

Hamburg. Hans Dieter Pötsch soll weitere fünf Jahre Aufsichtsratsvorsitzender von Volkswagen bleiben. Der Aufsichtsrat des Wolfsburger Autokonzerns beschloss am Wochenende, der Hauptversammlung im Juli die Wahl des 70-Jährigen für eine zweite Amtszeit vorzuschlagen. Das Kontrollgremium folgte damit dem Votum des Nominierungsausschusses.

Der gebürtige Oberösterreicher, der zuvor lange Finanzvorstand von Volkswagen gewesen ist, steht seit Oktober 2015 an der Spitze des 20-köpfigen VW-Aufsichtsgremiums. Er wurde damals als Oberaufseher gewählt, um den Konzern in der Spur zu halten, nachdem dieser durch den Dieselskandal ins Schleudern geraten war.

Die Fähigkeit zu vermitteln

Diese Krise hat Volkswagen bisher weitgehend unbeschadet überstanden. Deshalb gilt der 1,90-Meter-Mann für viele in dem Konzern mit oft widerstreitenden Interessen als unersetzlich. Die Anteilseigner loben das Geschick, mit dem der gebürtige Österreicher wiederholt im Streit zwischen Betriebsrat und Management vermittelt hat.

Erst im Dezember gelang Pötsch in einer Art Pendeldiplomatie durch Gespräche mit dem damaligen Betriebsratschef Bernd Osterloh, den Eignerfamilien Porsche und Piech und dem Land Niedersachsen, ein Führungschaos abzuwenden. Damals hatte sich Konzernchef Herbert Diess mit der Forderung nach einer Vertragsverlängerung ins Abseits manövriert und stand Insidern zufolge vor der Entlassung. Am Ende wurde ein Burgfrieden ausgehandelt. Dieser ermöglichte es Diess, im Amt zu bleiben und den Umbau in Richtung E-Mobilität voranzutreiben.

Bei internationalen Investoren ist Pötsch nicht unumstritten. Fondsgesellschaften und Aktionärsvertreter reiben sich an seiner Doppelrolle als Chefaufseher von Volkswagen und Vorstandsvorsitzender der Familienholding Porsche SE, die die Mehrheit an dem Wolfsburger Autokonzern hält. Kritiker werfen Volkswagen daher Mängel bei den Grundsätzen guter Unternehmensführung vor.

Verfahren wurden eingestellt

Im Zuge der Aufarbeitung des Dieselskandals sah sich Pötsch mit Vorwürfen der Marktmanipulation konfrontiert. Die Staatsanwaltschaft hatte ihn als Ex-Finanzvorstand und den heutigen VW-Chef Diess ins Visier genommen, weil sie ihre Pflichten zur Information des Kapitalmarktes verletzt haben sollen, als der Skandal im September 2015 ans Licht kam. Das Verfahren gegen beide wurde gegen die Zahlung von je 4,5 Mio. Euro eingestellt. Volkswagen hatte damals zugegeben, Dieselabgaswerte durch eine Abschalteinrichtung manipuliert zu haben. Diese sorgte dafür, dass Autos die erlaubten Stickoxidwerte auf dem Prüfstand zwar einhielten, auf der Straße aber ein Vielfaches dieser Abgase ausstießen. Noch ist ein Ende der zahlreichen Prozesse nicht absehbar. Der Skandal hat den Konzern bisher schon eine Zahlung von rund 32 Mrd. Euro gekostet. (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.06.2021)

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