Bankgeschäfte

OeNB nimmt Wohnkreditvergabe der Banken unter die Lupe

Vergabestandards bei Wohnkrediten überschreiten Kriterien fürnachhaltige Kreditvergabe. Banken müssen sich auf Auslaufender Staatshilfen vorbereiten

Der Kauf einer Immobilie war auch in der Coronakrise häufig ein Grund für Private, um Schulden aufzunehmen. Zwei Drittel aller von heimischen Haushalten aufgenommenen Kredite gingen 2020 auf Wohnbaukredite zurück. Gleichzeitig ist die Verschuldung der privaten Haushalte deutlich gestiegen. Damit die Stabilität des Finanzmarktes auch weiterhin gewahrt bleibt, will die OeNB den Instituten bei der Vergabe von Immobilienkrediten ganz genau auf die Finger schauen.

Steigende Immobilienpreise und eine weiterhin günstige Zinssituation ließen auch im abgelaufenen Jahr die Zahl der an Private vergebenen Wohnkredite ansteigen. Allerdings hat sich bei der Ausgestaltung der Finanzierungen in den vergangenen Jahren einiges geändert. "Bereits mehr als die Hälfte der Neukredite wird mit weniger als 20 Prozent eigenen Mitteln finanziert und bei einem Fünftel macht der Schuldendienst mehr als 40 Prozent des Nettoeinkommens aus", sagte Vize-Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Gottfried Haber, am Montag im Rahmen der Präsentation des Finanzmarktstabilitätsberichts. Zudem sei ein deutlicher Anteil der Kredite (39 Prozent) nach wie vor variabel verzinst.

Positiv sei hingegen anzumerken, dass der Anteil der variabel verzinsten Kredite zwar signifikant sei, im Vergleich zur Zeit nach der Finanzkrise (2008/2009) aber deutlich zurückgegangen sei, sagte OeNB-Abteilungsdirektor Markus Schwaiger. "Das ist eine Entwicklung, die wir ausdrücklich begrüßen, weil sie das Zinsrisiko der privaten Haushalte senkt", so Schwaiger.

Kein erhöhtes Risiko

Aktuell geht die OeNB aufgrund der Situation bei den Immobilienkrediten nicht von einem erhöhten Risiko für die Finanzmarktstabilität aus, sie empfiehlt den Banken aber die Standards der nachhaltigen Immobilienkreditvergabe des Finanzmarktstabilitätsgremiums (FMSG) einzuhalten. Laut diesen müssten bei der Kreditvergabe Eigenmittel zu mindestens 20 Prozent vorhanden sein und der Schuldendienst dürfe maximal 30 bis 40 Prozent des Nettoeinkommens ausmachen.

Die Notenbank werde das Thema künftig jedenfalls stark in den Fokus rücken und die Entwicklungen genau beobachten, so Schwaiger. Auch die Preisdynamik bei den Immobilienpreisen wolle die Notenbank genau mitverfolgen. 2020 seien rund 27 Milliarden Euro in neu vergebene Wohnimmobilienkredite geflossen.

Die Verschuldung der privaten Haushalte stieg im Vorjahr generell deutlich an, sie verzeichnete den stärksten Zuwachs seit rund 15 Jahren. Das sei einerseits eben auf eine Zunahme der Verschuldung durch Kredite, andererseits aber auch auf einen starken Rückgang des verfügbaren Einkommens im Vorjahr zurückzuführen, sagte Doris Ritzberger-Grünwald, Direktorin der Hauptabteilung Volkswirtschaft. Während Wohnkredite weiterhin gefragt waren, ging der Anteil an Konsumkrediten zurück, da im Coronajahr 2020 aufgrund der Schließungen des Handels der Konsum für einen Teil des Jahres nicht möglich war. Dementsprechend sei auch die Sparquote im vergangenen Jahr mit über 14 Prozent auf einem historischen Höchststand zu liegen gekommen.

Bei den Unternehmen sei die Verschuldungsquote dagegen nur moderat angewachsen, was in Anbetracht der dramatischen Krise und ihrer Auswirkungen "ein beachtliches Ergebnis" sei, so Ritzberger-Grünwald. "Bankkredite waren in der Krise zentral zur Aufrechterhaltung der Liquidität." Die Kreditvergabe konnte vor allem wegen der geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB), aber auch aufgrund der staatlichen Garantien und Moratorien aufrechterhalten werden.

EZB hält Kredithahn offen

Die EZB habe den Banken sowohl mit dem umfangreichen Anleihenkaufprogramm (PEPP) also auch mit billigen, langfristigen Geldspritzen (TLTRO) in der Krise die nötigen Mittel in die Hand gegeben, um den Kredithahn offen zu halten, sagte OeNB-Gouverneur Robert Holzmann. In Österreich waren die TLTROs gut nachgefragt, die heimischen Institute holten sich im Rahmen des "TLTRO III" insgesamt 78 Milliarden Euro an Liquidität.

Dementsprechend erwies sich der Bankensektor bisher als krisenresilient. Damit das auch so bleibt, müssten sich die Institute in den kommenden Monaten jedoch zunehmend auf das Auslaufen der staatlichen Programme vorbereiten, so die Notenbank. Banken müssten die Qualität ihre Kreditportfolios gut im Auge behalten, so Haber.

Auch eine solide Kapitalausstattung sei weiterhin essenziell für die Banken. Bei der Gewinnausschüttung sowie bei Aktienrückkäufen sei nach wie vor Zurückhaltung gefragt. Bis September gelte aber ohnehin noch die Empfehlung der Europäischen Zentralbank, keine Dividenden auszuschütten, so Haber.

(APA)

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