Einige neue Herrendüfte überraschen mit ihrem Charakter - auf einer Palette von zitroniger Frische bis zu Hippie-Geruchsvorlieben
Nicht öde wässrig oder platt metallisch ist dieser Duftfrühling in den höchsten Höhen der maskulinen Parfümeurskunst, sondern frisch und originell. Für „Imagination“ ließ Louis-Vuitton-Duftkünstler Jacques Cavallier nämlich zum Beispiel seiner Vorstellungskraft freien Lauf und schuf eine Komposition um synthetisches Ambra – also die Entsprechung zum Auswurf aus dem Verdauungstrakt des Pottwals, Ambergris: Animalisch-dumpfes Ambroxan ist hier jedoch bloß Grundton, umrankt von Bergamotte, Orange und Zedernholz. Die Ahnung von Tee, die sich in der folgenden Sillage entfaltet, sorgt hier für besonders gelungene Wirkung und Strahlkraft.
Auf eine neue Qualität der Bergamotte – dank einer raren Extraktionstechnik – setzt François Demachy, der Seite an Seite (also tatsächlich in denselben Räumlichkeiten) mit Cavallier an Düften für Dior und Acqua di Parma arbeitet: Bei der Spugnatura-Methode wird die Schale mit Schwämmen abgerieben, aus denen dann das Duftöl gepresst wird. Das Ergebnis ist eine intensivere Neuinterpretation des bekannten „Bergamotto di Calabria“.
Nicht besonders präsent sind jene sizilianischen Orangen, die in dem Exklusivduft „Black Patchouli“ von Dolce & Gabbana den Auftakt machen sollen. Schweres, orientalisches Patschuli spielt die Hauptrolle und drängt sich – wie ja zumeist – in den Vordergrund. Frische riecht anders, dafür entfaltet Patschuli bekanntlich eine sofortige Hippie-Trail-Erinnerungsleistung.
>> Mehr auf DiePresse.com/riechstoff