Urteil

UNO-Gericht bestätigt lebenslange Haft für Ex-General Mladić

APA/AFP/POOL/PETER DEJONG
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Der Ex-Militärchef der bosnischen Serben war bereits 2017 in erster Instanz zu lebenslanger Haft wegen Völkermords in Srebrenica verurteilt worden. Er hat aber immer noch viele Unterstützer.

Fast 26 Jahre nach dem Bosnienkrieg hat der Nachfolge-Mechanismus des UNO-Tribunals für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (IRMCT) am Dienstag im Berufungsprozess das Urteil im Fall des Ex-Militärchefs der bosnischen Serben, Ratko Mladić, bestätigt: Er muss lebenslang in Haft. Das Urteil ist rechtskräftig. In erster Instanz war Mladić bereits 2017 wegen Völkermordes in der ehemaligen ostbosnischen UNO-Schutzzone Srebrenica und anderer Kriegsverbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Es war der letzte internationale Prozess zum Massenmord von Srebrenica, dem ersten Völkermord in Europa nach 1945. Serbische Truppen hatten unter dem Befehl von Mladić im Juli 1995 die UNO-Schutzzone überrannt, rund 8000 muslimische Männer und Buben wurden brutal ermordet. Der frühere Präsident der Republika Srpska, Radovan Karadzic, wurde 2019 rechtskräftig zu lebenslanger Haft verurteilt.

Die Liste der Verbrechen, die Mladic angelastet werden, ist lang. Neben Völkermords wurde er auch der Verbrechen gegen die Menschlichkeit und der Kriegsverbrechen für schuldig befunden. Neben Srebrenica zählen dazu auch die gut dreijährige Belagerung und der Granatenbeschuss von Sarajevo mit über 10.000 Opfern, darunter 1.600 Kindern, sowie Vertreibungen von nicht-serbischer Bevölkerung, Morde, aber auch die Geiselnahme von UNO-Soldaten.

Familien der Opfer von Srebrenica verfolgten die TV-Übertragung der Urteilsverkündung in Den Haag am Dienstag auf der Gedenkstätte in Potocari. Die Angehörigen von 114 Muslimen und Kroaten, die im Juli 1992 von bosnisch-serbischen Truppen auf dem Gebiet von Mostar ermordet wurden, bedauerten indes, dass Mladic für diese Verbrechen nie angeklagt wurde.

Von vielen bosnischen Serben wird Mladic nichtsdestotrotz als Held verehrt. Auf einer Brücke in Banja Luka tauchte am Dienstag ein Spruchband mit der Aufschrift auf: "Von uns werden die Haager Beschlüsse nicht anerkannt, Du (Mladic, Anm.) bist der Stolz der Republika Srpka".

Mladić hat immer noch viele Anhänger

Kurz vor der Urteilsverkündung hatte am Montagabend bereits eine bosnisch-serbische nationalistische Organisation abermals ihre Unterstützung für Mladić kundgetan. Zu diesem Zwecke war im Zentrum der grenznahen Kleinstadt Bratunac ein Dokumentarfilm über Mladić vorgeführt worden, berichtete das Internetportal der Tageszeitung "Oslobodjenje". Die "Ostalternative" sah ihre Aktion demnach als Bekundung der "Unterstützung und Dankbarkeit" für Mladić. Auf den Plakaten der Organisation war in Anspielung auf Srebrenica zu lesen: "Es gab keinen Völkermord". Bratunac ist nur rund elf Kilometer von Srebrenica entfernt.

Auch Mitte Mai schon hatte die Organisation für Aufsehen gesorgt, als sie sich für die Umbenennung einer Straße in Srebrenica nach dem österreichischen Literaturnobelpreisträger Peter Handke eingesetzt hatte. Im größeren bosnischen Landeteil, der Bosniakisch-Kroatischen Föderation, wird Handke von vielen als "Genozidleugner" gesehen.

(APA)

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