Gastkommentar

Islam-Landkarte: Zwischen Stigma und Solidarisierung

Gedanken zur nun zum Glück offline genommenen Islam-Landkarte.

Der Österreichische Fonds zur Dokumentation von religiös motiviertem politischem Extremismus, so der offizielle Name der Dokumentationsstelle des politischen Islam, präsentierte die inzwischen bekannte und heftig umstrittene Islam-Landkarte Österreich.

Ich kann mich nicht erinnern, je so viel Solidarität mit Muslimen und Musliminnen gesehen zu haben. Kritik kam nicht nur von politischer Seite (SPÖ, Neos, den Grünen), sondern auch von Kardinal Christoph Schönborn, dem evangelisch-lutherischen Bischof Michael Chalupka oder dem Präsidenten der Konferenz der Europäischen Rabbiner, Pinchas Goldschmidt. Auch der zuständige Sprecher des Europarates gegen Antisemitismus und Islamophobie, Daniel Höltgen, Bürgermeister Michael Ludwig, die Uni Wien, die Jüdischen österreichischen HochschülerInnen sowie unterschiedliche NGOs waren sich einig: Diese Karte stigmatisiert eine Religionsgruppe und spaltet die Gesellschaft. So dauerte es auch nicht lange, bis von Rechtsextremisten Schilder in der Nähe von Moscheen mit den Worten „Achtung politischer Islam in Ihrer Nähe“ montiert wurden.

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