Jugend

Nach Platzverbot am Karlsplatz: Stadt schickt Partyaufpasser

  • Drucken

Am Donaukanal und am Karlsplatz sollen künftig „Awareness-Teams“ für friedliche Stimmung sorgen. Neue Partyzonen wird es nicht geben.

Wien. Unangenehm, wenn man Lösungen präsentieren muss, die keine sind. Aber immerhin wusste das der Wiener Vizebürgermeister selbst, als er am Dienstag die Ergebnisse des Runden Tisches mit Polizei und Vertretern der Jugend und der Clubkultur vorstellte. Man wolle eine weitere Eskalation wie jene am Karlsplatz vergangenen Woche, als sich Jugendliche mit Polizisten anlegten, unter allen Umständen vermeiden. „Aber keine der heutigen Initiativen wird das Problem grundsätzlich lösen“, sagte Christoph Wiederkehr (Neos). Das Problem ist die geltende Sperrstunde, die – auch wenn sie ab Donnerstag ab 24 Uhr gilt – eine Öffnung der Clubs verhindert.

Bis das eintritt, und „damit wir gut über den Sommer kommen“, schickt Wiederkehr ab kommendem Wochenende sogenannte „Awareness-Teams“ an die aktuellen Party-Hochburgen der Stadt. Drei Teams aus je vier Personen sollen zunächst am Donaukanal und am Karlsplatz von 19 bis etwa 4 Uhr früh unterwegs sein, um bei Konflikten zu deeskalieren oder zu appellieren, nach der Party keinen Müll zu hinterlassen. Es handelt sich um Mitarbeiter der „IG Club Kultur“, die auf Festivals tätig waren.

RUNDER TISCH OeFFENTLICHER RAUM: WIEDERKEHR
RUNDER TISCH OeFFENTLICHER RAUM: WIEDERKEHRAPA/HANS PUNZ

Denn man wolle und könne nicht verbieten, dass sich die Wiener Jugendlichen weiterhin in der Stadt treffen werden. Für sie seien die Einschränkungen sehr groß gewesen. „Jetzt ist es Zeit, dass wir den jungen Menschen einen Teil ihres Lebens zurückgeben.“ Wobei der Jugendstadtrat dafür plädierte, auch einmal andere Orte zum Feiern aufzusuchen, etwa die Donauinsel: „Es muss nicht immer der Karlsplatz oder der Donaukanal sein“, sagte Wiederkehr.

Keine neuen Partyzonen

Auch Bürgermeister Ludwig stellte sich bei einer anderen Pressekonferenz am Dienstag ganz auf die Seite der Jugendlichen: „Es braucht Zonen für junge Menschen in der Stadt, die ihnen die Möglichkeit bieten Party zu machen, ohne mit Anrainern in Konflikt zu kommen“, sagte er.
Ein Ja zu Partyzonen, aber zu keinen neuen: Die Errichtung von solchen habe man diskutiert, jedoch schnell wieder verworfen, sagte Wiederkehr. „Unter den aktuellen Rahmenbedingungen ist das illegal.“ Er appelliere an den Bund, die Sperrstunde „noch im Juni“ aufzuheben und Nachtgastronomie zu ermöglichen.

In der Zwischenzeit soll die kostenlose Veranstaltungsreihe „Kultursommer“ um eine Jugendschiene erweitert werden. Clubbetreiber sollen die in ganz Wien verteilten Musikbühnen, die von Anfang Juli bis Mitte August aufgestellt werden, bespielen.
Dass man dort auch Tanzen und die Musik nicht nur im Sitzen erleben darf, wird zumindest nach derzeitigem Stand nicht möglich sein. Auch hier würde sich Wiederkehr mehr wünschen, denn: „Tanzen ist eine gesunde und lustige Bewegungsmöglichkeit.“

Die Polizei hatte nach den Ausschreitungen am Karlsplatz ein vorübergehendes Platzverbot verhängt. Dass es dazu noch einmal kommt, konnte Wiederkehr nicht ausschließen. „Es ist eine Entscheidung der Polizei, wenn sie ein Platzverbot erlässt.“ Es dürfe allerdings nur das allerletzte Mittel sein. Zugleich betonte er, dass er für geworfene Flaschen auf Polizisten „null Verständnis“ habe.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

WIEN: KUNDGEBUNG AM KARLSPLATZ
Wien

Karlsplatz: Demo gegen Platzverbot, das bereits aufgehoben wurde

Eine Nacht lang galt das Platzverbot im Resselpark, nachdem eine Party eskaliert war. Kritik am Verbot kam unter anderem von Bürgermeister Ludwig – es sei nicht abgesprochen gewesen.
Resselpark

Platzverbot vor Wiener Karlsplatz wieder aufgehoben

Im Resselpark, aber auch anderswo, werde die Gefahrenlage aber laufend bewertet, so Polizeisprecher Fürst. Situationsbedingt könnten weitere Platzverbote erlassen werden.
Am Wiener Karlsplatz kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Wien

Nach Ausschreitungen: Platzverbot im Resselpark in Kraft

Die Polizei wurde mit Flaschen und Pyrotechnik angegriffen, acht Beamte wurden verletzt. Innenminister Nehammer ortet „Aktivisten aus dem linksextremen Bereich“ als Drahtzieher. Es gibt aber auch Kritik am Wiener Polizeieinsatz.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.