Kunstlicht

Die Wiener Lemuren werden uns nichts mehr raunen

Ade, ihr Wiener West-Lemuren auf der Stubenbrücke
Ade, ihr Wiener West-Lemuren auf der StubenbrückePeter Kainz/MAK
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Franz Wests vier Skulpturen auf der Stubenbrücke werden abtransportiert, sie waren eine Leihgabe. Traurig. Aber es eröffnet Platz für Neues.

Immer, wenn man die Stubenbrücke über den Wienfluss nahm, wenn man von diesem seltsam abgeschiedenen dritten Bezirk den schmalen Übergang in den Ersten gefunden hatte (oder umgekehrt), glaubte man sie zischeln und raunen zu hören, aus allen Himmelsrichtungen: Mit den vier larvenhaften „Lemuren“-Köpfen hat Franz West hier den Wienern, wie er selbst einer war, aus purer lakonischer Boshaftigkeit ihr Denkmal gesetzt. Seit 20 Jahren war man gewohnt, ihnen flüchtig, aber ehrfürchtig zuzunicken. Manchmal, wenn starker Wind sie auf ihren Metallstäben drehte, verfolgten sie uns Vorbeieilende sogar ganz sachte mit ihren gerümpften Nasen.

Heute vielleicht ein letztes Mal. Auf Lastwagen, von Seilen umschlungen, werden sie diese Woche so entschwinden, wie sie unter MAK-Direktor Peter Noever gekommen waren. 2001, als im Museum daneben die legendäre West-Ausstellung „Gnadenlos“ stattfand. Wo West einen seiner Maseratis mit blauer Farbe zur Skulptur (über-)goss. Wo in der großen Halle seine große Installation „Weigerung“ die ganz große Form angenommen hat, bestehend aus der ins schier Endlose ausufernden Esstischgarnitur „Kantine“, von Kant natürlich, und dem „Drama“ eines in sich selbst verschlungenen rosa Monster-Darms. „Ich weigere mich, zu diesem Installatio, besser zu diesem Environment mich zu äußern“, lautete der Text dazu. Ach, was für Zeiten.

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