Vorsorge

Unabhängigkeit in der Veranlagung

Mit der Vielfalt ergibt sich auch eine Unabhängigkeit von Veranlagungsformen, betonten die Experten.
Mit der Vielfalt ergibt sich auch eine Unabhängigkeit von Veranlagungsformen, betonten die Experten.(c) Guenther Peroutka
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Eine breite Strukturierung bei der Vermögensveranlagung wäre laut den diskutierenden Experten die vernünftigste Vorgehensweise, um zukünftig finanziell gut aufgestellt zu sein.

Aktuell gilt Österreich nicht gerade als Land mit ausgeprägter Aktien-Affinität. Es dominiert die Vorliebe für konservative Sparformen. Die Vielzahl an Veranlagungsmöglichkeiten, von Sparbuch über Wertpapiere, Gold und Immobilien bis hin zu Versicherungen usw. sollte bereits von Kindesbeinen an geschult werden.

Finanzexpertin Marietta Babos empfiehlt zum Beispiel eine Vierteilung, um die unterschiedlichsten Bedürfnisse abzudecken. „Einen Teil lege ich für die Notversorgung an. Einen weiteren Teil für mittelfristige Ziele. Hier gibt es die Möglichkeiten von konservativen Varianten bis hin zu riskanteren Veranlagungen. Ein dritter Teil sollte für die langfristigen Ziele angelegt werden, sprich die Altersversorgung.“ Als vierten Teil fügte die zertifizierte ESG-Beraterin noch die „gute Tat“ hinzu. Geld für soziales und nachhaltiges Engagement dürfe nicht vergessen werden. „Gerade Frauen sind für soziale und nachhaltige Anlageformen offen. Hier sehe ich viel Potenzial.“

Mehr Mut

Die Financial Times bestätigte in der Krise einen Trend, der sich schon vor Covid-19 abzeichnete: Frauen sind die besseren Anlegerinnen. Von Frauen gemanagte Fonds performten während der Coronakrise besser als jene von Männern. Weil Frauen risikobewusster sind, genauer abwägen und sich nicht so stark von Emotionen verführen lassen.
„Insgesamt trauen sich Frauen in der Veranlagung noch zu wenig, aber die Entwicklung stimmt positiv, dass sie aufholen“, sagte Babos.

Eine Beobachtung, die auch mit dem Ergebnis einer Studie des World Gold Council, der globalen Lobby-Organisation der Goldbergbauindustrie, übereinstimmt. Allerdings zeigt die Studie auch: 67 Prozent der Frauen gegenüber 54 Prozent der Männer bevorzugen eine konservative Sparform und sehen hier das klassische Sparkonto als Nummer eins.

Nur 16 Prozent der Frauen, gegenüber 28 Prozent der Männer, bevorzugen Aktien. Zwölf Prozent der Frauen fühlen sich beim Gold-Investment am wohlsten. „Sobald eine Krise eintritt und sich Menschen viele Sorgen machen, steigt das Bedürfnis, ins Goldinvestment einzusteigen oder den Goldanteil zu heben“, sagte Münze Österreich Unternehmenssprecherin Andrea Lang. Mit Ausbruch der Coronapandemie florierte der Goldeinkauf.


Florian Helmberger von der Hello bank! erinnerte daran, dass Gold häufig als konservative Geldanlage bezeichnet werde, es aber nicht sei. „Gold bringt weder Zinsen noch eine Dividende. Von den Schwankungen in der Preisentwicklung liegt Gold bei einer Aktien-Volatilität.“ Es wäre daher falsch, bei Gold gegenüber Aktien von einem sicheren Hafen zu sprechen. Auch der Goldpreis ist keine einzige Aufwärtsbewegung, sondern weist gelegentlich Abwärtstrends auf. Langfristig über die letzten zwanzig bis dreißig Jahre gesehen demonstriert der Goldpreis jedoch eine sehr positive Entwicklung. „Gegenüber dem klassischen Sparkonto wurde immer das Negativargument genannt, dass Gold keine Zinsen abwirft“, sagte Lang.

„Aber wenn man sich die gegenwärtige Zinslage beim Sparbuch ansieht, dann ist dieses Argument aufgehoben und deshalb kommt Gold für Anleger, die normalerweise auf klassische konservative Geldanlagen setzen, durchaus infrage“, meinte die Goldexpertin und denkt hierbei etwa an Eltern und Großeltern, die für ihre Kinder und Enkelkinder ein Startkapital anlegen möchten.

Die Mischung macht’s

Klar ist, dass Gold nicht die einzige Veranlagungsform sein sollte. Sein Vorteil ist, dass es steuerfrei ist und nicht dem Kapitalertrag­steuersatz unterliegt. „Jede Veranlagungsform hat ei­ne Existenzberechtigung und wir strukturieren das Vermögen unserer Kundinnen bei der Damensache daher in unterschiedlichen Veranlagungsformen“, meinte Babos. „Um eine drohende Inflation zu überbrücken, kann Gold eine gu­te Wahl sein. Ich empfehle, zehn Prozent des Vermögens in Gold zu investieren, etwa als Notreser­ve. Will man Vermögen aufbauen, sind Wertpapiere der bes­sere Weg. Auf die Varietät komme es an. In Krisenzeiten sinken Wert­papiere und steigen die Goldpreise. In wirtschaftlich guten Zeiten ist es umgekehrt. Investiert man in beide Varianten, lassen sich die negativen Effekte abfedern.“ Die Lösung liegt in der gelunge­nen Mischung, stimmen Babos auch die anderen Experten des ersten fPlus „Presse“-Talks zu.

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