Ausgelassen wurde am ersten Juni-Wochenende am Karlsplatz gefeiert. Bis die Polizei kam.
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Mitreden: Haben die Jungen ein Recht auf Party?

Die Corona-Infektionszahlen sinken, die Temperaturen und die Party-Bereitschaft im öffentlichen Raum steigen. Ist das verantwortungslos? Oder: Wurde zu lange zu wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse der Jugend genommen? Diskutieren Sie mit!

Angepasst sei die Jugend von heute, verantwortungsbewusst, ja, direkt bieder, heißt es in diversen Studien. Und dennoch gab es wieder einmal Anlass für Ärger: Am ersten Juni-Wochenende wurde nämlich am Donaukanal, am Maria-Theresien-Platz und vor allem am Karlsplatz ausgiebig gefeiert. Von Abstandsregeln war dort keine Spur, der Alkohol floss und die Musik dröhnte. Als einige Leute betrunken auf Statuen kletterten, begann ein Polizeieinsatz, der das Ganze beendete. Kurzzeitig gab es sogar ein Platzverbot. Nun hat die Stadt Wien reagiert und schickt Party-Aufpasser: Am Donaukanal und am Karlsplatz sollen künftig „Awareness-Teams“ für friedliche Stimmung sorgen. Die Party nehmen will ihnen Jugendstadtrat Christoph Wiederkehr nicht: „Jetzt ist es Zeit, dass wir den jungen Menschen einen Teil ihres Lebens zurückgeben.“

Anna Goldenbergstellt sich in der Kolumne „Quergeschrieben“ auf die Seite der Feiernden. Sie schreibt: „Die Generation Z, jene ab 1996 Geborenen, gilt als verantwortungsbewusst, man denke an die Klimabewegung. Auch die Corona-Verordnungen hat sie mitgetragen, aus Solidarität den Älteren gegenüber. Gedankt hat ihr dafür niemand." Stattdessen würden die jungen Menschen nun von jenen Orten vertrieben, wo sie das tun, was für diese Lebensphase wichtig ist: sich mit Gleichaltrigen austauschen.“ Bleibt die Politik untätig, wird das laut Goldenberg weitreichende Folgen haben: Das Vertrauen in den Staat könnte verloren gehen, die „Stimmung kippen“.

Dass etwas anderes kippt, nämlich die derzeit entspannte Corona-Lage, befürchten aber auch so mancher, etwa Harald Müller in einem Leserbrief: „Dieses falsche Verhalten vieler Menschen bringt uns möglicherweise wieder in arge Bedrängnis. Und diese Leute bedenken nicht, dass sie an ihrem eigenen Ast sägen (ihren Arbeitsplätzen, ihren Freizeitmöglichkeiten usw.).“ Das Virus werde seine Chance nützen.

Auch die Jungen haben Bedenken: Sabir Ansari, Student und Vorsitzender der Bundesjugendvertretung, schreibt in einem Gastkommentar in der „Presse“: „Die aktuellen Öffnungsschritte erwecken den Eindruck, die Gefahren durch das Coronavirus seien vorbei und alles sei sicher. Aber das stimmt nur für einen Teil der Bevölkerung: den, der geimpft ist.“ Für Jugendliche, die oft noch auf den ersten Stich warten, habe sich die Situation dagegen nicht verändert. Keinesfalls dürfe jetzt durch Nachlässigkeiten der Schulbetrieb oder das Sommerlager gefährdet werden.

„Lasst die Schulen offen, impft die Kinder“, fordert auch der Lehrer, Autor und Vater Günther Schütt in einem Gastbeitrag. Er meint, das Virus könne man zwar nicht ausrotten und es bestehe natürlich auch eine Gefahr für junge Menschen, aber: „Die psychologischen Kollateralschäden unter den Kindern dürften derzeit größer sein als die Probleme von kindlichen Long-Covid-Erkrankungen.“

Diskutieren Sie mit: Was sagen Sie zu den öffentlichen Partys in Wien? Hat die Jugend ein Recht darauf? Wie wurde auf die Bedürfnisse von jungen Menschen in der Coronakrise reagiert? Wie ist es um ihre Psyche bestellt? Was sollte man jetzt tun? Und: Droht ein Vertrauensverlust in das System?

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