Kirche

Marx der Erste

Kardinal Reinhard Marx von München-Freising bietet dem Papst seinen Rücktritt an. Doch das könnte ein Schritt nach vorn sein.

In Claus Peymanns texttreuer Bochumer Inszenierung von Thomas Bernhards „Der Theatermacher“ von 1985 ertönte am Ende der Schreckensruf „Der Pfarrhof brennt“. Der katholische Geistliche Reinhard Marx, der zu dieser Zeit an der Ruhr-Universität Bochum seine theologische Dissertation verfasste, hatte sich, wie er mir persönlich mitteilte, über diese Schlussszene amüsiert. Ich war damals wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bochumer Uni und traf Marx wöchentlich im sozialethischen Oberseminar. Auch wenn wir in theologischen und politischen Fragen oft unterschiedlicher Meinung waren, so verband uns dennoch die gemeinsame Begeisterung für Thomas Bernhard.

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Dreieinhalb Jahrzehnte später bekennt Reinhard Marx als Erzbischof von München-Freising, dass die gesamte Kirche brennt. Er gesteht seine Mitschuld am systemischen Versagen der römisch-katholischen Kirche ein und bietet dem Papst seinen Rücktritt an, und dies in beeindruckender und glaubhafter Art und Weise. Marx ist der erste ranghohe Kleriker, der eine solche Ausdruckshandlung setzt. In seiner am 4. Juni veröffentlichten Erklärung ist zu lesen: „Ich bin bereit, persönlich Verantwortung zu tragen, nicht nur für eigene mögliche Fehler, sondern für die Institution Kirche, die ich seit Jahrzehnten mitgestalte und mitpräge.“

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