Randerscheinung

Umschalten von Ausnahmezustand auf Normalbetrieb

Carolina Frank
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Das bisserl Quengeln vergeht schon wieder. Man kann uns eben nicht auf- und zusperren wie die Gastronomie.

Der Mittlere ist also gerade quengelig. Das erwähne ich hier eigens, weil er sonst der Sonnenschein in der Familie ist. Und von mir hat er das Scheinen nicht. Der Grund für die mittlere Laune des Mittleren liegt auch in einer großen Prüfung, die in zwei Wochen (wenn Sie das hier lesen, schon in einer) ansteht und über Wohl und Wehe in diesem Semester entscheidet. Also schlimmstenfalls muss er halt im Herbst noch einmal hin. Die Prüfung allein ist es also nicht. Was ihn quengeln lässt, ist der Mangel an zur Verfügung stehender Energie: "Zuerst war lang gar nichts, dann plötzlich wieder alles, und jetzt kann ich mich nicht motivieren." Und irgendwie gilt das für uns alle ein wenig.

Der Jüngste quält sich schon länger durch dieses Schuljahr, egal ob Mathematik, Englisch oder Biologie alles ein einziger Strudelteig. Und auch wir Eltern haben unsere Toolbox aus Selbst- und Fremdmotivation, Disziplin und Laisser-faire inzwischen bis auf den Grund leer geräumt. Da ist nichts mehr drinnen. Gar nichts. Die ersten Male Auswärtsessen brachten zwar schon die erwartete Abwechslung, aber irgendwie ist das Umschalten von Ausnahmezustand auf Normalbetrieb nicht so ohne Weiteres möglich. So sitzen wir also am Esstisch, reden darüber, ob Billie Eilish auch so angesagt wäre, wenn sie aus St. Pölten statt aus Los Angeles käme, was die Mehrzahl von Hummus ist und wer eigentlich auf die Idee gekommen ist, Klopapier zu parfümieren (Auslöser für die letzte Frage war heuschnupfenbedingtes Schnäuzen, nachdem die Taschentücher aus waren). Danach räume ich das Geschirr in den Spüler und denke mir, eigentlich haben wir das eh ganz gut hinbekommen. Das bisserl Quengeln vergeht schon wieder. Man kann uns eben nicht auf- und zusperren wie die Gastronomie.

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