Der formschöne Ötscher ist zwar nicht Niederösterreichs höchster Berg, doch er schlägt alle mit seiner starke Präsenz.
Ötscher Bergwertung

Mostviertler Alleinstellungsmerkmal

Niederösterreich. „Vaterberg“ nannten Kelten und Slawen den markantesten Gipfel Niederösterreichs. Der Ötscher ist ein lohnendes Ziel für ambitionierte wie gemütlichere Bergwanderer.

In der Tiefe rauscht der glasklare Ötscherbach, auf halber Höhe führt ein aussichtsreicher Steig durch die Schlucht. Weit oben, wo sich die Felsen zu bizarren Formationen türmen, stürzt das Wasser über eine teils überhängende Felswand in die Tiefe. Nicht umsonst gilt der Mirafall inmitten der Ötschergräben als einer der schönsten Plätze Niederösterreichs. Und doch laufen seit letztem September beim Tourismusbüro im nahen Mitterbach die Telefone heiß. Die Schönheit ist nicht mehr makellos: Ein riesiges Plakat unmittelbar neben dem wildromantischen Wasserfall verunstaltet die Felswand und ruiniert Erinnerungsfotos.

Muss das wirklich sein? „Ja. Wir wollen uns schließlich in die Selfies der Leute drängen“, erklärt Bildhauer Christoph Steinbrener die vermeintliche Misere, zu deren Urhebern er zählt. Er ist sichtlich zufrieden mit der Resonanz, die seine Arbeit findet: Der scheinbare Schandfleck ist in Wirklichkeit ein temporäres Kunstprojekt, für das der Bildhauer Steinbrener und seine Kollegen Martin Huber und Rainer Dempf – der eine Architekt, der andere Grafiker – Ende August 2020 ein Schild mit der Aufschrift „Tourist Information“ mitten in die Steilwand montierten.
„Cliffhanger“ heißt das Projekt, mit dem das Trio einmal mehr den allzu sorg- und achtlosen Umgang mit unserem Lebensraum anprangert. Ursprünglich sollte das Plakat in Tirol hängen, doch der Plan scheiterte an den dortigen Umweltauflagen. Die Ötschergräben waren eine willkommene Alternative, denn: „Hier ist es noch nicht zu spät.“

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