Park

Hörmuseum für den Dichter

Künstler und Kulturvermittler Dominik Nostitz hat sich das Audio-Museum ausgedacht.
Künstler und Kulturvermittler Dominik Nostitz hat sich das Audio-Museum ausgedacht. Clemens Fabry
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Botschaften von Elfriede Jelinek, Teresa Präauer oder Rosa Artmann vermitteln in Wien Penzing einen Eindruck in die Welt von H. C. Artmann.

Die Idee für ein unsichtbares Museum hatte Dominik Nostitz eigentlich schon vor zwölf Jahren. „Aber das ist in der Schreibtischschublade gelandet“, sagt er. „Als dann wegen Corona alles abgesagt wurde, hat sich der Schreibtisch wieder geöffnet, ich habe ein bisschen Antworten auf die Zeit gesucht – und dann stand der 100. Geburtstag von H. C. Artmann an.“ Zu diesem Anlass bekommt Artmann also nun ein Museum – wenn auch kein klassisches.

In dem Park in Wien Penzing, der vergangenes Jahr nach Artmann benannt wurde, können Besucher ab Samstag mittels Audiobotschaften in das Leben und Werk des verstorbenen Dichters eintauchen. „Es ist sozusagen wie eine Ausstellung, aber statt Bildern gibt es akustische Wortspenden, die man per Handy-App abrufen kann“, sagt Nostitz. Und während man in einem Museum von einem Kunstwerk zum nächsten streift, geht man hier von einer Botschaft zur nächsten. Und je nachdem, wo man sich befindet, taucht ein bestimmter Beitrag auf.

Zwölf Sprachinseln im Park

Insgesamt sind es zwölf Sprachinseln, die ab der offiziellen Eröffnung mit physischem Programm am Samstag (siehe Factbox) ein Jahr lang abrufbar sind. „Das Ganze soll inspirieren und eine Vorstellung der Person ermöglichen durch Stimmen, die teils Wegbegleiter waren, teils jüngere Persönlichkeiten sind wie die Schriftstellerin Teresa Präauer, die ihre Dissertation über Artmann geschrieben hat“, sagt Nostitz. „Da kommen aus verschiedensten Ecken wertvolle Beiträge, Zitate, Werke von Artmann, Erinnerungen und persönliche Erlebnisse, die ein Gesamtbild entstehen lassen.“

Gesammelt hat Dominik Nostitz diese akustischen Botschaften in den vergangenen Monaten, aufgezeichnet zumeist in privaten Wohnungen oder am Telefon. „Das sind alles keine Studioaufnahmen, weil das in diese Zeit nicht passt und vielleicht auch nicht den Charme hat“, sagt er. Artmanns inzwischen über 90-jährigen Wegbegleiter Gerhard Rühm erreichte Nostitz etwa in Köln, gerade hat er noch eine Botschaft von André Heller hereinbekommen, die zukünftig auch im Park zu hören sein wird. „Eine Tür hat die nächste aufgemacht, es war eine sehr schöne Reise in diesen vergangenen Monaten.“

Geht es nach Nostitz könnte das unsichtbare Museum für H. C. Artmann auch der Spatenstich für andere, ähnliche Ideen sein. Der 47-jährige Musiker, Künstler und Kulturvermittler, der unter anderem seit Jahren den Verein 08 in der Josefstadt leitet, arbeitet gern im öffentlichen Raum. „Mich interessiert es, mit hochkarätigen Künstlern zu arbeiten, die man sehr niederschwellig darstellt, in Gassen, Plätzen, Parks“, sagt er.

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