Literatur

Augen zu – und rein ins Leben

Was macht Lizzie Benson zu einer „wilden Bibliothekarin“? Mittels Text-Stakkatos bereitet Jenny Offill ein kapriziös-heiteres Lesevergnügen.

Wie unzählige kleine Tagebucheintragungen sind sie festgehalten, die Beobachtungen, die die amerikanische Schriftstellerin Jenny Offill in ihrem Roman „Wetter“ schildert – manche banal, manche zum Zerkugeln, manche völlig skurril. Es gibt scheinbar keine einheitliche Handlung, Offill lässt Lizzie Benson, ihre Protagonistin, von einer Episode zur nächsten weiterhangeln – aber gerade dadurch wird ein roter Faden erkennbar. Der nur scheinbar absente Plot wird in Nebensätzen wie in einem Stakkato abgehandelt – die Sätze erinnern zuweilen an Schüsse, so konzis sind sie, und die Episoden werden der Leserschaft zum eigenständigen Weiterspinnen überlassen, mag man meinen.

Da ist also Lizzie Benson, von Beruf Bibliothekarin, allerdings vonseiten der Kollegenschaft abschätzig zu den „wilden Bibliothekarinnen“ gezählt, weil sie keinen regulären Uni-Abschluss aufweisen kann – „als wären wir gerade aus dem Wald gesprungen“. In ihrem Arbeitsalltag, man kann es sich lebhaft vorstellen, trifft sie allerlei gemischte Klientel, von der „weitgehend Erleuchteten“ zum „hilflosen Bibliotheksadlatus“, der seit elf Jahren an seiner Dissertation sitzt. Aber die Professoren sind fast allesamt unsympathisch: „Den ganzen Tag mürrische Professoren. Die mit festem Lehrstuhl sind die mürrischsten.“

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