Der Däne Christian Eriksen kollabierte gegen Finnland, wurde minutenlang reanimiert und von seinen Mitspielern vor Kameras abgeschirmt. Er war wieder bei Bewusstsein, als er ins Spital gebracht wurde, sein Zustand soll „stabil“ sein. Das Spiel wurde später fortgesetzt, Finnland gewann mit 1:0.
Beim EM-Spiel zwischen Dänemark und Finnland ist es am Samstag zu einem tragischen Vorfall um den dänischen Fußball-Star Christian Eriksen gekommen. Der Spieler von Inter Mailand kollabierte in der 43. Minute und blieb regungslos liegen. Er war noch zum nahe Einwurf gelaufen und kollabierte. Teamärzte und Sanitäter leiteten mit Herzdruckmassagen sofort lebensrettenden Maßnahmen ein – alle dänischen Spieler versammelten sich teils den Tränen nahe währenddessen als Sichtschutz um ihren Mitspieler. Auch Eriksens Lebensgefährtin eilte auf den Rasen.
Nach knapp 15 Minuten wurde der Däne auf einer Rettungstrage, weiterhin unter Sichtschutz und begleitet von seinen Mitspielern aus dem Innenraum des Parken Stadions gefahren. Zuschauer, Trainer, Spieler – jeder schlug da im Schock die Hände vor das Gesicht. Im Stadion wurde es zeitweise still, nachdem es zuvor beim ersten Auftritt der dänischen Mannschaft gegen im Nord-Derby gegen EM-Debütant Finnland noch sehr stimmungsvoll zugegangen war.
Erinnerungen an Marc-Vivien Foé
Plötzlich brandete Applaus auf: und da entdeckte auch ein Reuters-Fotograf – siehe Bild – dass der 29-Jährige (einst Ajax, Tottenham, jetzt Meister mit Inter) wieder bei Bewusstsein war. Uefa und Dänemarks Verband DBU („Nach seinem Kollaps ist Christian bei Bewusstsein. Er ist wach und zu weiteren Untersuchungen im drei Minuten entfernten Reichskrankenhaus. Seine Familie ist bei ihm!“) bestätigten später diese Eindrücke. Im Parken Stadion brandete Applaus auf – tausende Zuschauer hatten in der Hoffnung auf erlösende Nachrichten (und auch auf Geheiß der Behörden) auf ihren Sitzen gewartet –, als die Nachricht bekannt wurde.
Es waren jedoch Bilder, die bei einer WM oder einer EM noch nie zu sehen waren. Trotzdem wurden Erinnerungen wach: 2003 beim Confederations Cup in Frankreich wurde Kamerun-Star Marc-Vivien Foé mitten im Spiel mit Herzversagen aus dem Leben gerissen. Seit dem tragischen Tod des 28-Jährigen wurden von Fifa, Uefa und allen Teams die medizinischen Standards erhöht. Und Teamärzte wurden angewiesen, verstärkt auf mögliche Herzkrankheiten zu achten.
Finnland gewann mit 1:0
Nach dem medizinischen Notfall fand eine Krisensitzung mit beiden Mannschaften und der Spielleitung statt, teilte die Fußball-Union Uefa nach einer Stunde mit. Und damit hatte keiner mehr gerechnet: die Partie wurde ab 20.30 Uhr fortgesetzt. Aber nicht weil es die Uefa verlangte, sondern es auf Wunsch der Mannschaften geschah. Sie lachten, wirkten befreit – und die beste Chance, so eine Situation mental richtig zu verarbeiten, ist sie sofort gemeinsam zu meistern.
Seitens des dänischen Verbandes wurde folgendes Narrativ publiziert: die Mannschaft sprach während der Unterbrechung in der Kabine via Facetime mit Eriksen im Spital. Und er soll sich da gewünscht haben, dass „weitergespielt“ werden soll.
Der Anpfiff, mit dem zwei Stunden zuvor wirklich keiner mehr gerechnet hatte, erfolgte um 20.30 Uhr. Dass die Finnen ihre allererste EM-Partie gewinnen sollten, das 1:0 erzielte Joel Pohjanpalo (60.), wird an diesem Abend in Dänemark kaum jemanden wirklich weh getan haben. Auch der von Pierre-Emile Höjbjerg kläglich vergebene Elfmeter bleibt eine Randnotiz. An diesem Tag waren alle Gewinner. Allen voran Christian Eriksen.